So sehr sich die Schwünge der Weltspitze an manchen Positionen unterscheiden, so sehr ähneln sie sich an anderen. Während beispielsweise die Position im Totpunkt von Spieler zu Spieler variiert, ist die Position während des Treffmoments fast identisch. Das hat einen guten Grund:
Der Golfball interessiert sich nicht dafür, wie wir auf den letzten 3 Löchern gespielt haben, ob wir fröhlich oder verärgert über den Platz laufen oder ob die Sonne scheint — der Golfball interessiert sich einzig und allein für das, was während des Treffmoments passiert.
Dort entscheidet sich, ob unser Ball im Ziel landet, übers Ziel hinausschießt oder schon deutlich vor dem Ziel, wie ein Ziegelstein, vom Himmel fällt. Eine solide und konstante Längen- und Ballkontrolle setzt einen soliden Ballkontakt voraus.
"Alle großen Spieler hatten unterschiedliche Schwünge. Es ist ein solider Treffmoment, der den Unterschied macht."
— Ian Poulter
Damit auch Du zukünftig knackigere und damit konstantere Bälle schlägst, stellen wir Dir in diesem Artikel 5 Übungen vor, mit denen Du Deine Ballkontakte überprüfen und trainieren kannst.
Was sind gute Ballkontakte überhaupt?
Voraussetzung Nummer 1 für knackige Ballkontakte ist, dass wir verstehen, was ein knackiger Ballkontakt eigentlich ist. Klarheit und Verständnis sind immer die ersten Schritte in die richtige Richtung. Wer nicht weiß, was, wie und warum er etwas tut und sich stattdessen (ausschließlich) auf die Anweisungen des Trainers verlässt, tut sich keinen Gefallen. Auch Amateure brauchen das ein oder andere Hilfsmittel zur Selbstkontrolle — wie zum Beispiel ein so genanntes Impact Etikett:
Jeder Schlag mit einem Impact Etikett hinterlässt einen dunklen Abdruck an der Stelle, an der wir den Ball getroffen haben — der Ballflug bleibt dabei unbeeinflusst. Achte vor dem Aufkleben jedoch darauf, dass Deine Schlagfläche sauber ist.
Nach mehreren Schlägen ergibt sich auf diese Weise ein Muster. Idealerweise hat dieses Muster einen kleinen Durchmesser und kreist um den Sweetspot (die Mitte der Schlagfläche).
Weniger ideal ist ein großes Muster, das sich durch weit auseinander liegende Abdrücke auszeichnet. Doch gerade in diesem Fall sind Impact Etiketten wichtig, denn sie machen dieses Muster sichtbar und geben uns damit die Chance, von dieser Art des Feedbacks zu lernen.
Gerade Spielern und Spielerinnen höheren Handicaps ist enorm geholfen, wenn sie nach jedem Schlag exakt wissen, an welcher Stelle ihr Ball mit der Schlagfläche in Kontakt kam. Nur so ist der Körper in der Lage, ein bestimmtes Gefühl einem bestimmten Ballkontakt zuzuordnen. Wer die ersten dunklen Abdrücke in der Mitte der Schlagfläche sieht, hat es später leichter, das damit verbundene Gefühl erneut herbeizuführen.
Auch wenn sich verschiedene Ballkontakte für jeden Spieler unterschiedlich anfühlen und es schwierig ist, ein Schwunggefühl mit Worten zu beschreiben: Es gibt ein paar Gemeinsamkeiten, an denen Du die gängigsten „Ausrutscher“ erkennst.
Okay…wir wissen, dass wir unseren Ball mittig treffen wollen und wir kennen unser bisheriges Muster, sodass wir diesem Muster ein Gefühl zuordnen können. Um dieses Muster zuverlässig und konstant um den Sweetspot kreisen zu lassen, sollten wir verstehen, in welcher Position sich unser Körper und der Rest des Schlägers während des optimalen Treffmoments befinden sollte.
Was Du im Treffmoment beachten solltest
Der Weg des Schlägerkopfes während des Golfschwungs lässt sich mit einer Kreisbewegung vergleichen. Jeder Kreis hat einen tiefsten Punkt. Mit Ausnahme von Drives und Bunkerschlägen möchten wir, dass sich dieser tiefste Punkt hinter dem Ball befindet. Wir möchten erst den Ball und dann den Boden treffen.
Um das zuverlässig und konstant tun zu können, müssen wir unser Gewicht im Abschwung verlagern, sodass sich unsere Hände über oder sogar leicht vor dem Ball befinden. Laut PGA Professional Andrew Rice und dessen in Profi- und Kommentatoren- Kreisen sehr respektiertem Buch It’s all about Impact, haben alle großen Spieler 80% Ihres Gewichtes während des Treffmoments auf dem vorderen Bein, Unterarm und Handgelenke bilden eine Linie.
Zu viele Amateure basteln laut Rice an trivialen Schwungelementen herum, die sich letztlich kaum oder gar nicht auf die Qualität ihrer Schläge auswirken. Kümmern wir uns jedoch ernsthaft um den Treffmoment und verbessern die Qualität unserer Ballkontakte, so verbessern wir gleichzeitig die Qualität aller Schläge und erhöhen die eigene Ball- und Spielkontrolle um ein Vielfaches.
Wer sich die optimale Position zunächst einmal vor Augen führt, versteht, dass wir den Ball nicht anheben oder nach oben löffeln möchten. Fast das Gegenteil ist der Fall: Wir möchten, dass unser Schläger den Ball trifft, sich dann etwas in den Boden gräbt und ein Divot hinterlässt.
Frank Adamowicz, erfolgreichster Mannschaftstrainer Deutschlands, verdeutlicht die optimale Position während des Treffmoments im folgenden Video.
Übrigens: Dieses Video ist eines von 40 anderen, die Du alle in Adamowicz neuem Buch, Golf 4.0 - die größten Fehler und Mythen im Golf, findest. Golf 4.0 entstand in Zusammenarbeit mit golfstun.de und ist ab sofort auch bei uns im BelowPar Shop erhältlich.
5 unserer besten Übungen für knackige Ballkontakte
Nachdem wir verstanden haben, welche Position wir im Treffmoment erreichen wollen, sollten wir Übungen und Strategien kennen, die uns helfen, Theorie in Praxis zu verwandeln.
Im folgenden Abschnitt möchten wir genau das tun.
Wir beginnen mit dem Baseball Schritt Drill, den wir Dir im Zusammenhang mit den SuperSpeed Sticks schon einmal vorgestellt haben. Bitte beachte, dass wir die Reihenfolge der Übungen in diesem Beitrag zufällig gewählt haben.
Übung #1: Der Baseball Schritt Drill
So geht’s: Wir starten rund 20 cm hinter dem Ball mit „geschlossenen" Füßen. Dazu nehmen wir unsere normale Ansprechposition ein und ziehen den linken Fuß (als Rechtshänder), beziehungsweise den rechten Fuß (als Linkshänder) zum anderen Fuß heran.
Wir behalten den schmalen Stand während des Aufschwungs bei, machen zeitgleich mit dem Beginn des Abschwungs einen Schritt zur Seite und schwingen ins Finish. Wer möchte, kann auf diese Weise zunächst einige Probeschwünge durchführen.
Warum ist das effektiv? Schon nach den ersten Baseball-Probeschwüngen wirst Du feststellen, dass Du regelrecht ins Finish „gezogen“ wirst. Der Schritt zur Seite macht uns mit dem Gefühl der Gewichtsverlagerung vertraut und zeigt uns, was es heißt „voll durchzuschwingen“.
Löffelbewegungen und das damit verbundene „stehen bleiben“ auf dem rechten (RH) oder linken (LH) Bein sind damit so gut wie unmöglich. Diese Übung hilft vor allem den Spielern und Spielerinnen, die zum „Löffeln“ oder zu „fetten“ Boden-Ball-Kontakten neigen.
Übung #2: Halte Dein Finish
So geht’s: Wir schlagen ein paar Bälle, halten unser Finish dabei mindestens 3 Sekunden und heben den hinteren der beiden Füße an (den rechten Fuß beim Rechtshänder, den linken Fuß beim Linkshänder). Wer das schafft, hat sein Gewicht optimal verlagert und findet sich im Finish in einer stabilen, ausbalancierten Position wieder.
Warum ist das effektiv? Wer sein Gewicht nicht verlagert und auf dem hinteren Fuß „stehen bleibt“, kann diesen auch nicht anheben.
Apropos auf dem hinteren Fuß stehen bleiben: Wer auf dem hinteren Fuß "stehen bleibt" und sein Gewicht nicht verlagert, öffnet Tür und Tor für den Flip, bei welchem die Hände von der Schlagfläche überholt werden.
Wenn wir uns an eine bestimmte Bewegung lang genug gewöhnt haben, fühlt sich diese für uns völlig normal an — auch dann, wenn diese alles andere als optimal ist. Um eine suboptimale Bewegung ändern zu können, müssen wir diese sichtbar machen.
Indem wir unser Finish mehrere Sekunden halten und dabei den hinteren Fuß anheben, finden wir heraus, wie es um unsere Gewichtsverlagerung und Balance steht.
Da das gewünschte Endergebnis bekannt ist — wir wollen ausbalanciert und auf einem Fuß im Finish stehen — machen wir auch ganz ohne externe Hilfe einen Schritt in die richtige Richtung. Auch diese Übung macht uns mit dem Gefühl der Gewichtsverlagerung vertraut und zeigt uns, was es für uns heißt, „voll durchzuschwingen“.
ÜBUNG #3: DER DOWN SLOPE DRILL
So geht’s: Diese Übung ist so simpel, dass es fast schon keine Übung mehr ist. Alles, was wir hierfür brauchen, sind ein paar Bälle, ein Eisen 7 oder 8 und eine Bergab-Hanglage. Wir passen unsere Schultern dem Hang an und schlagen aus dieser Lage ein paar Bälle auf ein Ziel unserer Wahl.
Dabei achten wir darauf, dass sich unser Kopf während des Treffmoments über dem Ball befindet und der Schaft unseres Schlägers so geneigt ist, dass sich die Hände leicht vor dem Ball befinden.
Warum ist das effektiv? Wahrscheinlich ahnst Du bereits, warum diese Übung so wertvoll ist. Es ist extrem kompliziert, das eigene Körpergewicht im Treffmoment nicht auf das vordere Bein zu verlagern, wenn wir einen Ball aus einer Bergablage spielen. Die Schwerkraft zieht uns regelrecht ins Finish und sorgt dafür, dass wir die optimale Treffmoment-Position von ganz alleine finden.
ÜBUNG #4: Impact Bag
Bei Übung Nummer 4 holen wir uns externe Hilfe von einem Impact Bag. Das Impact Bag ist der Boxsack des Golfsports und schon für rund 25€ im Internet erhältlich.
So geht’s: Leg' das Impact Bag anstelle eines Balles auf den Boden, sprich es, wie einen normalen Golfball, an und feuere drauf los. Mach' ein paar Schwünge mit dem Impact Bag und betrachte Deine Körperposition während des Treffmoments. Gib ruhig Gas, denn ein Impact Bag ist so gebaut, dass weder Schläger, noch Körper (oder die Trainingshilfe selbst) beim Aufprall Schaden nehmen.
Warum ist das effektiv? Je eher wir ein bestimmtes Schwunggefühl einer Bewegung oder einer Position zuordnen können, desto eher nimmt unser Schwung- und Spielverständnis zu. Das Impact Bag bremst uns unmittelbar nach dem Aufprall ab und gibt uns damit die Chance, einen Blick auf unsere Körper- und Schlägerposition während des Treffmoments zu werfen.
Diese Art von Live Feedback erhalten wir normalerweise nur durch einen Trainer/ eine Trainerin oder durch eine Videoaufnahme. Steht uns beides einmal nicht zur Verfügung, so ist das Impact Bag eine sinnvolle, einfach zu nutzende und kostengünstige Alternative.
Achte darauf, dass sich Dein Schaft und Deine Hände vor dem Ball befinden, nicht umgekehrt. Der dadurch entstehende Winkel sorgt dafür, dass wir den Ball später „nach unten pressen“ und erst dann den Boden treffen. Das führt zu einem flachen, durchdringenden Ballflug und einer erhöhten Portion Spin, was wiederum zu mehr Ballkontrolle und Wiederholbarkeit führt.
ÜBUNG #5: Der Towel Line Drill
So geht’s: Bei dieser Übung falten wir ein Handtuch ein bis zwei Mal und legen es zirka zwei Faustbreiten hinter unseren Ball. Alternativ können wir zwei Tees um unseren Ball stecken. Mit diesem Aufbau schlagen wir einige Bälle. Ziel dabei ist es, weder das Handtuch, noch die Tees zu treffen.
Warum ist das effektiv? Ein sauberer Treffmoment besteht aus einem Ball-Boden-Sweet-Spot Kontakt — das ist das Ziel der Übung. Das Handtuch sorgt dafür, dass Du zuerst den Ball und dann den Boden triffst und dabei ein schönes „Schnitzel" aus dem Boden schlägst. Die Tees zwingen Dich, den Schläger auf Deiner Ziellinie durch den Ball zu bewegen und den Ball dabei mittig zu treffen.
Ein abschließender Tipp für Deinen Erfolg
Strategien und Übungen zur Selbstkontrolle, wie wir sie Dir in diesem Artikel vorgestellt haben, sind enorm wertvoll, denn Du bist dabei nicht auf externe Hilfe angewiesen. Wir nutzen Übungen, wie diese, gerade zu Beginn einer Trainingseinheit. Wer zu Beginn sicher geht, dass die Grundlagen sitzen und seinem Körper das Gefühl des optimalen Treffmoments vermittelt, tut sich später deutlich leichter.
Beachte, dass es bei keiner der Übungen um eine konkrete Anweisung geht. Wir versuchen nicht, bewusst in die Bewegung einzugreifen, sondern arbeiten über unser Gefühl. Wir geben uns die Hilfestellungen, die wir benötigen, um die optimale Position ganz automatisch und unbewusst zu finden. Wir zwingen uns fast schon zum Erfolg, indem wir der ungewollten Bewegung den Raum nehmen.
Dieses Prinzip lässt sich übrigens nicht nur auf den Treffmoment anwenden. Du kommst von innen oder außen an den Ball? Blockiere die ungewollte Schwungbahn. Du lässt die meisten Deiner Putts zu kurz? Gib Dir für jeden zu kurz gelassenen Putt einen Strafschlag auf der Runde. Je intuitiver wir unser Training gestalten, desto besser.
Das ist Wichtig:
- Knackige Ballkontakte, die einen konstanten Ballflug nach sich ziehen, zeichnen sich allesamt durch einen Sweetspot-Treffer aus. Um zukünftig mehr Bälle im Sweetspot treffen zu können, sollten wir unsere Ballkontakte durch Impact Etiketten sichtbar machen. So können wir ein bestimmtes Schwunggefühl einem bestimmten Ballkontakt zuordnen.
- Mit Ausnahme von Drives und Bunkerschlägen möchten wir immer zunächst den Ball und dann den Boden treffen. Dazu möchten wir unser Gewicht auf das vordere Bein verlagern, der Kopf ist dabei über, die Hände leicht vor dem Ball.
- Nutze Übungen zur Selbstkontrolle, um die optimale Position während des Treffmoments intuitiv und automatisch zu finden.
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