Das Thema Golf Fitness ist mittlerweile ziemlich heiß. Nicht nur Profis haben verstanden, dass ein fitter Körper die Chance auf eine lange, schmerzfreie und erfolgreiche Karriere deutlich erhöht und gleichzeitig für einen konstanteren Golfschwung und längere Schläge sorgt.
Ein vernünftiges Golf Fitness Programm bietet auch Wochenendkriegern mehrere Vorteile, die wir uns in nächster Zeit detailliert anschauen möchten. Da wir selbst keine Experten zum Thema Golf Fitness sind, haben wir uns Hilfe geholt. Okay nicht ganz…die Hilfe kam auf uns zu:
Wir sind vor kurzem nach Hamburg gefahren und haben uns mit Matthias Abel getroffen. Matthias ist Physiotherapeut, Osteopath und Fitnesstrainer und hat unter anderem bereits mit den deutschen Hockeynationalmannschaften und einigen Tennisprofis zusammengearbeitet. Matthias ist selbst leidenschaftlicher Golfer und möchte zukünftig mehr im und für den Golfsport tun. Auf die Frage hin, ob wir uns eine Zusammenarbeit vorstellen können und dabei mehr über Athletik und den physiotherapeutischen Aspekt des Spiels machen möchten, haben wir nach dem Treffen in Hamburg eine klare Antwort: Aber Hallo!
Da wir die Mehrzahl unserer Interviews in den Top 10 unserer meist gelesenen Beiträge wiederfinden, möchten wir auch die Zusammenarbeit mit Matthias mit einem Interview beginnen, um von vornherein direkt so viele Themen als möglich abzudecken. Im Interview lernen Sie:
– was Matthias von den deutschen Hockeynationalmannschaften für den Golfsport gelernt hat
– wie wir uns nach der Belastung im Training am besten erholen und
– was wir tun müssen, um den Ball 10-15m weiter zu schlagen
Wenn Ihnen das Interview mit Matthias gefällt, dann nehmen Sie sich am Ende des Interviews doch bitte 3 Minuten Zeit und füllen die untenstehende Umfrage aus. Wir möchten, dass unsere Inhalte so relevant als möglich für Sie sind und dazu benötigen wir Ihr Feedback. Welcher Bereich der Golf Fitness interessiert Sie? Haben Sie körperliche Einschränkungen? Welches Körperteil macht Ihnen Probleme? Sagen Sie’s uns und wir stimmen unsere Inhalte zusammen mit Matthias auf Sie und Ihre Interessen ab.
Falls Sie davon nichts mehr verpassen möchten, können wir Ihnen unseren Newsletter nur ans Herz legen. Dort halten wir Sie immer und schon vor allen anderen Lesern auf dem Laufenden. Zudem schicken wir Ihnen sofort einige unserer besten Übungen, Strategien und Taktiken zu. Tragen Sie sich dazu einfach mit Ihrer E-Mailadresse in das untenstehende Feld ein:
BelowPar: Matthias, die erste Frage, die wir fast jedem Interviewpartner zu Beginn stellen ist: Wie bist Du zum Golf gekommen und was fasziniert Dich so an diesem Sport?
Matthias Abel: Zum Golf bin ich ganz klassisch durch meine Eltern gekommen. Was mich dabei so fasziniert, ist der mentale Aspekt und die Verantwortung. Beim Fußball oder beim Rugby kannst Du Fehler eventuell noch auf die Mitspieler schieben. Das ist beim Golf ganz anders. Wir sind zu 100% auf uns allein gestellt. Diese Herausforderung gefällt mir unheimlich gut.
BelowPar: Wir haben es in der Einleitung angesprochen: Du hast neben einigen Tennisprofis auch mit den deutschen Hockeynationalmannschaften zusammengearbeitet. Das möchte ich für unsere Leser kurz in den richtigen Kontext stellen: Die Jungs haben bei den letzten 3 Olympischen Spielen 2 Mal Gold und einmal Bronze geholt. Das ist ohne Frage absoluter Spitzensport. Was hast Du daraus für Dich und Deine Praxen mitgenommen?
Matthias: Bei der Hockeynationalmannschaft haben wir uns den Spieler immer ganzheitlich angeschaut und haben nicht strikt nach Befunden behandelt. Das Thema Faszien und Faszientherapie wurde zudem sehr groß geschrieben. Faszientherapie geht allerdings weit über die klassische Black Roll hinaus. Die Faszien sind Teil des Bindegewebes, das den gesamten Körper umhüllt. Es macht daher Sinn, die Faszien nicht nur mit der Black Roll auszurollen, sondern gleichzeitig zu kräftigen. Therabänder eignen sich dazu sehr gut, sowie alle anderen Übungen, die im dreidimensionalen Raum arbeiten.
BelowPar: Die Black Roll nutzen wir auch häufig — vor allem den Doppelball. Die Anwendung ist wirklich simpel und der positive Effekt lässt keine 5 Minuten nach der Anwendung auf sich warten. Warum ist das so?
Matthias: Die Faszien sind sehr elastische Strukturen, welche sich untereinander verschieben müssen. Die Arbeit mit der Black Roll setzt genau in dem Bereich an. Dabei kann man sich die Faszien fast wie einen Schwamm vorstellen, der durch die Black Roll ausgedrückt wird und sich nach der Belastung wieder mit Wasser füllt. Durch den Druck werden die Faszien elastischer und die Strukturen verschieben sich untereinander deutlich besser. So entsteht dieses Gefühl des „entspannten“ Muskels.
BelowPar: Den Doppelball nutzen wir vor allem für den Rücken, weil wir mit der Rolle nicht über die Wirbelsäule rutschen möchten. Ist diese „Angst“ vor zu viel Belastung durch die Black Roll berechtigt?
Matthias: Grundsätzlich ist es nicht falsch, rund um die Wirbelsäule ein bisschen vorsichtiger zu sein, allerdings ist die Black Roll dabei unbedenklich. Die Wirbelsäule wird von der Knochenhaut, faszialen Strukturen und unseren Muskeln geschützt, die den relativ leichten Druck während der Selbstmassage abfangen.
BelowPar: Die Black Roll ist aufgrund der einfachen Anwendung natürlich super zur Selbstmassage. Du hast es vorhin bereits angesprochen: Faszientraining geht weit über die Selbstmassagerolle hinaus. Auf was sollten wir achten, wenn wir im Fitnessstudio oder Zuhause mit Therabändern trainieren?
Matthias: Therabänder sind natürlich super, weil sie problemlos in jeden Rucksack passen und wir somit jederzeit damit trainieren können. Wer Zugang zu einem Fitnessstudio hat, sollte meiner Meinung nach auf die Geräte verzichten und verstärkt mit Freigewichten trainieren. An den meisten Geräten trainieren wir einzelne Muskelgruppen separat und unabhängig voneinander. Funktionelles Training ist die effektivste Art zu trainieren, sowohl was das Verringern von Beschwerden angeht, als auch die Verbesserung von der Leistungsfähigkeit.
Beim Golf nutzen wir allerdings über 160 Muskeln gleichzeitig und müssen diese koordiniert ansteuern. Deshalb kann ich jedem nur raten, im Fitnessstudio die Bewegungsabläufe zu trainieren und nachzuahmen, die wir im Alltag und auf dem Golfplatz regelmäßig ausführen. Ich bin zudem ein Fan von geschlossenen Ketten, sprich Übungen, bei denen wir die Füße auf dem Boden haben. Soll heißen: Kniebeuge und Kreuzheben (siehe Bild) statt Beinstrecker und Rückenbeuger.
Beim Kreuzheben (die Langhantel wird durch Streckung der Beine und des Torsos angehoben und anschließend wieder gesenkt) darf der Rücken auch gerne etwas rund sein. Der gerade Rücken, wie er in vielen Lehrbüchern erklärt wird, hat zwar einen entlastenden Effekt auf die Bandscheibe, doch unser Körper, beziehungsweise unser Rücken besteht aus deutlich mehr als nur der Bandscheibe.
Halten wir den Rücken beim Kreuzheben gerade, werden die Muskulatur und die Faszien dabei kaum aktiviert. Außerdem arbeitet der Körper dann nicht mit allen Gelenken der Wirbelsäule, sondern nur mit einem kleinen Teil davon. Dadurch entstehen ungewöhnliche Belastungsspitzen, welche die meisten Beschwerden verursachen. Bandscheibenvorfälle, welche im MRT gefunden werden, sind meistens nur Zufallsbefunde und daher nur selten für die Schmerzen verantwortlich.
Das Kreuzheben ist eine super Übung für den Rücken und der sollte vor allem beim Golf einiges aushalten können. Ich habe vielen Patienten, die damit Erfolg haben und auf den geraden Rücken verzichten. Die Bandscheibe ist ein Stoßdämpfer, so wie der Meniskus im Knie. Da sagt auch niemand „beug’ Dein Knie nicht mehr“.
BelowPar: Dass der Rücken beim Golf besonders anfällig ist, ist kein Geheimnis. Wir drehen und quetschen einen Muskel, der eigentlich nur fürs Beugen und Strecken ausgelegt ist. Würdest Du das so unterschreiben?
Matthias: Der Rücken ist beim Golf besonders wichtig und wird extrem belastet. Unsere Muskeln arbeiten jedoch immer in allen Ebenen. Die große Herausforderung ist also die schnelle und dynamische Bewegung beim Golfschwung fließend und sicher zu kontrollieren.
BelowPar: Aufs Golfen zu verzichten ist allerdings eine schlechte Lösung und kommt für die Wenigsten in Frage. Hast Du einen Tipp, beziehungsweise eine Übung, mit der wir den Rücken gezielt aufwärmen können? Und was können wir unmittelbar nach dem Training oder einer Runde tun, um den Rücken zu entlasten?
Matthias: Wenn man sich nach dem Golfen regelmäßig auf die Blackroll legt, hat man schon sehr viel positives mit geringem Zeitaufwand geschafft. Regelmäßig muss nicht nach jeder Einheit heißen. Über das Aufwärmen lässt sich sehr viel reden und schreiben. Wichtig ist, dass alle Muskeln dabei geschmeidig werden. Das erreicht man über verschiedenste Dehnungen und Mobilitätsübungen. Auch mit dem Theraband lässt sich gut arbeiten und mit wenig Zeitaufwand viel erreichen.
BelowPar: Was ist wichtiger: Das Aufwärmen oder ein, zwei Übungen nach der Runde?
Matthias: Idealwerweise würde man natürlich genau die Mitte wählen???? Wenn ich mich aber entscheiden müsste, würde ich das Programm nach der Golfrunde dem Aufwärmen vorziehen.
BelowPar: Was sind denn — vom Rücken abgesehen — weitere, häufige Beschwerden, die Dir in Deinen Praxen bei Golfern begegnen?
Matthias: Die meisten meiner golfenden Patienten haben die Beschwerden in der Schulter oder dem Ellenbogen. Der sogenannte Golf – oder Tennisellenbogen ist ein sehr interessantes Krankheitsbild. Die Ursache kann in vielen verschiedenen Strukturen, beispielsweise der Schulter, der Wirbelsäule und im Handgelenk liegen.
BelowPar: Lass uns einmal weg von den Beschwerden und hin zu den Vorteilen. Fitnesstraining gehört ja mittlerweile zum Standardprogramm jedes Profis. Ein Freund von mir hat in Florida mehrmals bei Joey Ds neben Dustin Johnson trainiert und meinte, es sei unglaublich, wie fit Dustin ist. Kein Wunder, dass der Name Johnson weit oben im Driving Distance Ranking der PGA Tour steht. Viele Amateure wären schon mit einem Teil von Dustins Länge zufrieden. Wie viel kann ein Amateur durch Krafttraining herausholen und kann man dabei auch übers Ziel hinausschießen?
Ich frage, weil wir in letzter Zeit mehrere Keyword Recherche Tools verwenden, um Google Suchanfragen zu analysieren und herauszufinden, was das Internet zu einem bestimmten Thema interessiert. Beim Thema Golf Fitness haben wir die folgenden 4 Wörter immer wieder angezeigt bekommen: Golf Krafttraining wie viel? Gibt es dabei tatsächlich so etwas, wie die goldene Mitte?
Matthias: Die goldene Mitte ist natürlich von Spieler zu Spieler sehr unterschiedlich. Krafttraining ist ein kleines Wort für einen sehr großen Bereich. Man kann auf den verschiedensten Ebenen trainieren. Um nur einige zu nennen: Hypertrophie, Kraftausdauer, Maximalkraft, Explosivkraft.
Während der Saison sollte nur im Kraftausdauerbereich gearbeitet werden. Also viele Wiederholungen mit leichten Gewichten. Die Übungen sollten jedoch regelmäßig geändert werden. Aus meiner Sicht sollte immer etwas mehr Zeit in Bereichen wie Dynamik und Elastizität, als bei der reinen Muskelkraft aufgewendet werden.
BelowPar: Um welche Muskelgruppe sollten wir uns besonders kümmern, wenn Längenzuwachs unser primäres Ziel ist?
Matthias: Hauptsächlich sollten die großen Muskelgruppen wie Gesäß, Oberschenkel und die Schultermuskulatur trainiert werden. Diese Muskeln entwickeln die meiste Kraft. Der Rücken darf nicht vergessen werden, da dieser die Kraft überträgt und stabil sein muss. Es sollten aber keine isolierten Rückenübungen durchgeführt werden.
BelowPar: Hast Du selbst eine Lieblingsübung?
Matthias: Ich mag Übungen wie Kreuzheben und Kniebeugen sehr. Bei beiden Übungen arbeitet der ganze Körper, der untere Rücken muss dabei sehr viel stabilisieren. Beide Übungen kann man in vielen Varianten absolvieren. Beim Kreuzheben kann, wie vorhin schon erwähnt, viel falsch gemacht werden, was leider immer noch als richtig angesehen wird.
BelowPar: Angenommen jemand ist schon etwas älter und möchte sich fit halten. Gelten Deine bisherigen Tipps und Ratschläge auch in diesem Fall? Oder hast einen weiteren Tipp für die etwas älteren Golfer unter uns?
Matthias: Generell gelten die Tipps für jedes Alter. Vor allem die Blackroll ist immer gut einsetzbar. Natürlich müssen Trainingspläne und Einheiten immer angepasst werden. Das ist aber nicht nur vom Alter abhängig. Wichtig ist auch die jeweiligen körperlichen Voraussetzungen miteinzubeziehen. Auch nach Operationen an Knie und Hüfte kann sinnvoll trainiert werden. Jeder Patient sollte immer individuell und ganzheitlich betrachtet werden.
BelowPar: Matthias, herzlichen Dank für das Interview. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit!
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