Interview mit Golfprofi, Manager und Trainer Heinz Schmidbauer

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Heinz Schmidbauer hat den Golfsport aus so vielen Blickwinkeln kennen gelernt, wie kaum ein anderer. Heinz Schmidbauer blickt heute auf eine erfolgreiche Profi Karriere zurück, wobei er als Profi auf 3 Kontinenten Turniere gewann. Schmidbauer ist zudem diplomierter Sportlehrer und blieb dem Golfsport auch nach der aktiven Karriere als Spieler, Golftrainer, Manager, Eigentümer und Erbauer zahlreicher Golfanlagen, wie beispielsweise dem GC Kobernausserwald in Österreich, erhalten. Schmidbauer hat unter anderem für den leider erst kürzlich verstorbenen „King“ des Golfsports, Arnold Palmer, gearbeitet. Der gebürtige Bayer lebt heute vorwiegend in Österreich und Italien und ist nach wie vor als Autor tätig. Wir haben mit Herrn Schmidbauer über seine Zusammenarbeit mit Arnold Palmer gesprochen, seine Erfahrungen als Profi reflektiert und Ihn nach seinen besten Tipps für Amateure gefragt.

BelowPar: Herr Schmidbauer, Sie haben den Golfsport im Prinzip aus jeder Perspektive sogar mehrmals kennen gelernt. Sie waren selbst Profi, Trainer und Manager. Sie haben zudem Sportwissenschaft und Wirtschaft studiert und sind dem Golfsport nach wie vor als Autor treu. Was fasziniert Sie so am Golfen?

Heinz Schmidbauer: Ich spiele jetzt seit 50 Jahren Golf. Zu meiner Anfangszeit war Golf eine große Randsportart, doch in meiner Heimat gab es in der Nähe einen Golfplatz. So bin ich zum Golf gekommen. Durch mein Sportstudium war ich generell fasziniert von allen Ballsportarten. Da die Dichte im Golf jedoch nicht so hoch war wie in anderen Sportarten, war ich relativ schnell einer der Besten und dadurch natürlich vom Ehrgeiz gepackt. So etwas wie einen Golfboom gab es in Deutschland erst in den Neunzigerjahren, doch leider fehlt hier meiner Meinung nach eine Struktur ähnlich wie in den Vereinigten Staaten, wo Golfplätze in öffentliche, semiprivate und private Plätze unterschieden werden. Auf öffentlichen Plätzen kann man schon für um die 10 Dollar eine Runde drehen. Das senkt die Einstiegshürde natürlich ungemein.

BelowPar: Was steht so einem Konzept in Deutschland Ihrer Meinung nach im Wege?

Heinz Schmidbauer: Die Verbände, sowohl in Österreich, als auch in Deutschland, haben einen enormen Einfluss. Ich habe selbst Golfplätze gebaut und war Besitzer einer 18 Lochanlage, die ich aus nachgenannten Gründen verkaufte. Der Golfverband möchte mit verschiedenen Auflagen, Bestimmungen und Regeln darüber bestimmen und beschneidet damit das Unternehmen. Das kann nicht sein. Da sagt sich doch jeder Unternehmer: „da steig ich aus.“

Zudem befindet man sich als Unternehmer damit im ungleichen Wettbewerb mit den klassischen Vereinen, die ja eigentlich gemeinnützig, sprich steuerbefreit sind, wie die Verbände. Dies ist ein Unding.  Bis 1995 gab es zudem keinen Kartenzwang. Jeder Golfclub hat seine eigenen Mitgliedskarten ausgegeben, was Sinn machte, denn jeder Club entscheidet doch selbst, wen er bei sich spielen lassen möchte und wen nicht. Dieser vom Verband ausgehende Kartenzwang und die damit verbundenen Hindernisse und Kosten bremsen viele Interessierte beim Einstieg. Außerdem ist ein Mitglieds- und Handicapsnachweis im Ausland völlig bedeutungslos. Wer z.B in den USA, England oder Schottland golfen will, bleibt von der Frage nach einem Mitgliedsausweis verschont. Es ist ausschließlich eine Entscheidung des Clubs ob man spielen kann oder nicht, wie rechtlich gesehen auch bei uns.

BelowPar: Als Profi haben Sie beide Seiten erlebt. Was ist Ihrer Meinung nach der größte Unterschied zwischen einem guten Amateur und einem Profi.

Heinz Schmidbauer: Ich ziehe immer gerne den Vergleich zwischen Skilehrer und Rennskiläufer. Beide fahren wahnsinnig gut Ski, doch der Skilehrer kennt sich mit dem Druck, den der Rennläufer hat, nicht unbedingt aus. Der größte Messfaktor, der einen guten Amateur auf dem Papier ausmacht, ist das Handicap. Zu einem guten Handicap kommt man auch, wenn man einmal in vier Runden eine sehr gute Runde spielt, bei den anderen drei jedoch unter seinen Möglichkeiten bleibt. Fälle der jüngsten Vergangenheit zeigen immer wieder, dass das Handicap im Profibereich völlig irrelevant ist. Selbst Justin Rose kämpfte vier oder fünf Jahre lang bis er sich etablieren konnte. Im Profigolf kommt es darauf an, dass man über mehrere Tage hintereinander konstant seine Leistung auf hohem Niveau abruft. Einen Aussetzer kann man sich im Profibereich nicht erlauben. Zudem kommt eine gewaltige Portion Druck hinzu, was ich aus meinen eigenen Erfahrungen nur bestätigen kann. Als Amateur ist man meist der beste oder einer der besten im Club, der Region oder im Verband. Als Profi hat man es auf einmal mit Spielern zu tun, die den Ball genau so weit und gerade schlagen wie man selbst und Putts aus allen möglichen Lagen lochen. Dominic Foos kämpft heute als ehemals bester deutscher Amateur und jüngster Nationalspieler auf der Challenge Tour. Die Tatsache, dass man nun um Geld spielt ändert Vieles. Es ist eine Frage, wie man mit den neuen Situationen umgeht, wie schnell und ob man sich überhaupt damit zurecht findet.

BelowPar: Was ist der Unterschied zwischen einem Profi und einem Weltklasse Profi. Würden Sie die weitverbreitete These, dass sich über 90% nur im Kopf abspielen, so unterschreiben?

heinz schmidbauer

Heinz Schmidbauer: Absolut. Der Golfschwung ist so individuell wie ein Daumenabdruck und viele Beispiele auf der Tour zeigen, dass ein schöner Schwung nicht gleich Erfolg bedeutet. Der Kopf macht den Unterschied. Der berühmte Golflehrer Jim McLean hat einmal gesagt: „Wer sich in 4 Jahren nicht auf der Tour etabliert hat, der schafft es langfristig auch nicht.“ Klar gibt es da Ausnahmen, doch auch diese Aussage unterschreibe ich. Dass jeder Profi unglaublich gutes Golf spielt, versteht sich. Es ist eine Frage, wie man mit Druck, Erwartungshaltung und eventuellen anfänglichen Geldsorgen umgeht. Anders als bei anderen Sportarten, müssen Golfprofis für die Mehrheit ihrer Kosten selbst aufkommen und sind ständig am Reisen. Ich habe vorhin Justin Rose und Dominic Foos angesprochen. Rose hat sich selbstverständlich hervorragend etabliert, wenn auch mit anfänglichen Schwierigkeiten. Im Falle von Foos wird sich zeigen, was die Zukunft bringt und ich wünsche ihm selbstverständlich alles Gute. Doch die Beispiele zeigen, wie anspruchsvoll Profigolf tatsächlich sein kann.

BelowPar: Wir müssen Sie selbstverständlich auf Ihre Zusammenarbeit mit Arnold Palmer ansprechen.

Heinz Schmidbauer: Der Rechtsanwalt Mark McCormack hat zusammen mit Arnold Palmer  1960 das Marketing und Medienunternehmen IMG gegründet. IMG ist das größte und mächtigste Marketingunternehmen im Bereich des Sports, besonders im Golf und Tennis.  Im Auftrag einer deutsch-österreichischen Firma erstellte IMG den Sporting Club Berlin am Scharmützelsee in Bad Saarow . Ich war am Projekt für IMG beteiligt und so kam es zur Zusammenarbeit.

BelowPar: Was war der beste Tipp den Sie jemals bekommen haben?

Heinz Schmidbauer: Den besten Tipp bekam ich während einer Golfrunde mit Arnold Palmer, der gemeint hatte: „Let the clubhead do the work“. Übersetzt: lass  den Schlägerkopf die Arbeit machen. Ich verstand am Anfang nicht so richtig, was er damit meinte, doch sein Tipp macht Sinn. Wir schwingen im Bruchteil einer Sekunde. Den Golfschwung bewusst zu steuern geht nicht. Die Geschwindigkeit des Schlägerblattes steuert nämlich die Weite und der Winkel des Treffmoments die Flugrichtung.

BelowPar: Allerlei Trainingstools und Messgeräte inklusive Videoanalyse sind heutzutage sehr im Trend. Was halten Sie davon und was sollten Amateure im Umgang damit beachten?

Heinz Schmidbauer: Zunächst einmal muss man verstehen, dass ein Bilderbuch Golfschwung nicht gleich Erfolg bedeutet. Unser Golfschwung ist unser Fingerabdruck. Wenn Sie in der Ferne jemanden schwingen sehen, die Person direkt nicht erkennen können, den Schwung jedoch wahrnehmen, so wissen Sie vermutlich, um wen es sich handelt. Vorausgesetzt Sie haben schon ein paar Mal mit dieser Person zusammen gespielt. Jeder Golfer hat seinen ganz eigenen Schwung. Einen Einheitsschwung, beziehungsweise ein Einheitsmodell gibt es nicht und das ist bei solch einem komplexen Bewegungsablauf auch nicht möglich. Nach einem Ideal zu streben, das einem als solches in einer Golfzeitschrift verkauft wird, ist unsinnig. Wichtig ist es zunächst, den eigenen Schwung kennen zu lernen und mit einem Trainer zusammenzuarbeiten, der einem dabei hilft. Das ist der erste Schritt. Als Sportlehrer bin ich natürlich ein Freund von Videoanalysen, denn die Forschung hat gezeigt, dass Bilder Wörter beim Erlernen motorischer Fähigkeiten übertrumpfen. Für einen sehr guten Amateur und einen Profi macht es deshalb Sinn mit technischen Hilfsgeräten, wie etwa dem Trackman, zu arbeiten. Nicht unbedingt wegen dem Schwung, sondern hauptsächlich aufgrund von Schlaglängentests und dem direkten Feedback, das rein visuell so nicht möglich wäre. Einem Anfänger oder einem Amateur mit mittlerem Handicap empfehle ich nach wie vor den Spiegel, um den eigenen Schwung besser zu verstehen und zu überprüfen. Das ist nach wie vor auch meine Lieblingsmethode.

BelowPar: Das erübrigt die Frage nach Ihrem Lieblingstrainingstool.

Heinz Schmidbauer: Ich bin nach wie vor ein Fan des Spiegels. Ganz klassisch, wie früher.

BelowPar: Da wir eben vom Trackman sprachen. Der Trackman ist mittlerweile ja eines der beliebtesten und gängigsten technischen Messgeräte, gerade beim Fitting. Würden Sie grundsätzlich jedem ein Fitting mit Trackman empfehlen oder sind Sie auch hier der Meinung, dass sich der durchschnittliche Amateur auf sein Gefühl verlassen sollte?

Heinz Schmidbauer: Der wichtigste Aspekt in diesem Zusammenhang ist die Konstanz. Single Handicapper schwingen grundsätzlich konstanter, als Spieler mit Handicap 20. Plus Handicapper schwingen wiederrum konstanter, als Single Handicapper. Je besser der Spieler, desto fester sitzt die individuelle Technik auch in Drucksituationen. Und genau darauf kommt es an. Spieler mit höherem Handicap tendieren zu unterschiedlichen Schlägerkopfgeschwindigkeiten, die vor allem im mentalen Bereich Ihre Ursache haben. Bei einem Plushandicapper kann man davon ausgehen, dass sich die Schlägerkopfgeschwindigkeit auch dann nicht ändert, wenn ein Wasserhindernis vor dem Grün lauert. Bei einem Spieler mit Handicap 20 kann man davon ausgehen, dass die Schlägerkopfgeschwindigkeit auf der Range eine andere ist, wie bei einem schwierigen Par 3 über ein Wasserhindernis. Verschiedene Faktoren, die beim Fitting berücksichtigt werden, können sich bei höheren Handicaps zudem von Tag zu Tag und je nach Tagesform ändern. Ich denke, wer ein mittleres bis hohes Handicap spielt, sollte sich auf sein Gefühl verlassen, den oder die Schläger über einen etwas längeren Zeitraum, wenn möglich auch auf dem Platz, ausprobieren und auf ein statisches Fitting zurückgreifen. Das bedeutet, dass man beim Fitting auf die Anatomie des Spielers Rücksicht nimmt und Loft, Lie, sowie Länge des Schlägers und die Größe des Griffs auf den Spieler individuell anpasst. Gepaart mit einem ausgiebigen Gefühlstest halte ich das nach wie vor für den richtigen Ansatz. Niedrigen Handicaps rate ich zum Trackman, jedoch macht es Sinn, die einzelnen, für ein Fitting relevanten Parameter über einen längeren Zeitraum zu beobachten und zu schauen, ob diese sich mit der Zeit verändern oder nicht. Wie gesagt, je größer die Konstanz, desto eher macht ein Trackman Sinn, denn dann sind die Zahlen, die der Trackman liefert auch verlässlich.

BelowPar: Angenommen jemand ist berufstätigt, hat Familie, spielt jedoch trotzdem sehr ehrgeizig Golf. In so einem Fall ist die Trainingszeit selbstverständlich begrenzt. Was würden Sie dieser Person raten? Wie sollte diese Person Ihr Training gestalten?

Heinz Schmidbauer: Wenn Sie in Deutschland oder Österreich einem Golfinteressierten die Regeln des Sports erklären, stehen die Chancen gut, dass dieser sagt „Wissen Sie was? Ich geh lieber Reiten oder Schwimmen.“ Mein Tipp daher: Suchen Sie sich einen Trainer, der das Ganze nicht verkompliziert und Ihnen Spaß vermittelt. Ein lockerer Umgang ist wichtig. Vor einer Trainerstunde ist es wichtig, dass Sie sich zunächst aufwärmen und nicht kalt zur Trainerstunde erscheinen. Ein Trainer sollte sich auf drei bis vier Aspekte pro Stunde beschränken, die Sie nach der Trainerstunde unbedingt einüben sollten. Suchen Sie sich eine ruhige Ecke auf der Range, reflektieren Sie die Stunde und arbeiten Sie das Gelernte unbedingt ein. Gehen Sie mit Ihrem Trainer auch ab und zu auf den Platz und spielen ein paar Löcher. Die Chancen stehen gut, dass dieser Ihnen  den ein- oder anderen Tipp zu Taktik und Spielverständnis geben kann.

BelowPar: Herr Schmidbauer, vielen herzlichen Dank für das Gespräch.

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