Was sehen Sie, wenn Sie Golf im Fernsehen gucken? Werden Sie neugierig, wenn Sie beim Blick auf das Leaderboard ausschließlich tiefe Runden unter Par erkennen? Oder stecken Sie Profis und deren Leistung in „eine andere Liga“, die mit dem Amateursport nichts zu tun hat?
Es stimmt, dass nicht jeder die Athletik und den Körperbau hat, um Drives, wie Dustin Johnson zu schlagen. Es stimmt allerdings auch, dass wir alle die Möglichkeit haben, uns wie Dustin Johnson auf eine Runde vorzubereiten. Letzteres wird — zu Unrecht — oft unterschätzt.
Die optimale Vorbereitung einer Golfrunde
Kein Profi rollt aus dem Bett, kippt einen Espresso runter und marschiert zum ersten Abschlag. Profis wärmen sich auf. Physisch und mental. Beides muss weder kompliziert, noch zeitintensiv sein. Wer auf Kaltstarts verzichtet, hat die halbe Miete bereits in der Tasche.
Stellen Sie sich vor, es ist Winter. Ihr Auto parkt draußen auf der Straße. Sie kratzen die Scheiben frei, setzen sich mit einem Kaffee-to-Go-Becher ins Auto und starten den Motor. Treten Sie das Gaspedal nun sofort durch und schießen mit Vollgas zur Arbeit? Oder rollen Sie entspannt los und geben dem Motor einige Minuten, um warm zu werden?
Selbst wenn Sie direkt von Null auf Hundert durchstarten — Ihr Auto können Sie ersetzen, Ihren Körper nicht. Ein kurzer Besuch auf dem Puttinggrün, ein paar Chips und Pitches sowie ein paar lockere Schwünge auf der Range reichen oft schon aus, um die Runde mit mehr Gefühl anzutreten.
3 Dinge sollten Sie unserer Meinung nach beim Aufwärmen beachten.
1.) Eine optimale Vorbereitungszeit gibt es nicht
PGA Tour Pro Charley Hoffman verbringt viel Zeit auf dem Übungsareal bevor er an der 1 aufteet. Bis zu 1,5 Stunden soll sein Aufwärmprogramm dauern.
Rory McIlroy dagegen, betritt die Anlage erst 50 Minuten vor seiner Startzeit:
Wir glauben nicht, dass es so etwas, wie die optimale Zeit für ein Aufwärmprogramm gibt. Wir glauben jedoch, dass jeder Spieler — egal, welcher HCP-Klasse — einmal in sich gehen und sich fragen sollte, womit er sich am wohlsten fühlt. Nehmen Sie Ihre besten Runden dabei als Referenz:
- Wie haben Sie sich vor Ihrer besten Runde aufgewärmt?
- Was hat Ihnen das notwendige Selbstvertrauen für diese Runde gegeben?
2.) Egal, wie lange Sie sich aufwärmen — arbeiten Sie sich langsam nach vorne
Wir haben jetzt schon von 3 unterschiedlichen Personen gehört, dass sie auf der Range auf Dehnübungen verzichten, weil sie finden, Dehnübungen seien etwas für gute Spieler. Es sei doch peinlich, wenn der Ball nach einem ausgiebigen Aufwärmprogramm keine 200m fliegt.
Das ist schade, denn ein aufgewärmter Körper ist ein lockerer Körper. Und ein lockerer Körper zieht einen entspannteren Schwung nach sich. Wer sich dehnt, dreht sich besser, bewegt sich leichter und beugt Verletzungen vor. Bitte bedenken Sie: Sie spielen Golf für sich, nicht für andere.
Eine Aufwärmübung für Brust und Schultern zeigt uns Personal Trainer Nino Gräser in einem Gastartikel. Das Video daraus haben wir hier eingebunden:
Achten Sie neben einigen Dehnübungen darauf, dass Sie nicht sofort alles geben. Wer auf der Range direkt zum Driver greift, hat das Ziel des Warmups nicht verstanden. Vor der Runde wollen wir die Muskeln lockern und unseren Rhythmus finden. Greifen Sie zunächst zu einem Wedge und arbeiten Sie sich langsam über die kurzen und mittleren Eisen bis zu den langen Eisen und den Hölzern vor.
3.) Beziehen Sie die mentale Seite in die Vorbereitung ein
Profi Trainer James Lockrose verriet uns im Interview:
„Manchmal fahren wir auf die Range, erwarten einen schönen, weichen Draw, schlagen jedoch — aus welchem Grund auch immer — einen Fade nach dem anderen und treffen jeden Ball an der Hacke. Ich erwarte von meinen Spielern, dass sie an diesem Tag den Fade spielen, wenn sie die Umstellung zum Draw nicht innerhalb weniger Minuten hinbekommen. Ich kann jedem Amateur nur raten, dasselbe zu tun. Wir müssen mit dem Partner tanzen, den wir mitbringen.“
Beim Aufwärmen geht es nicht nur darum, dass wir den Körper aufwärmen. Es geht zudem darum, dass wir den Kopf aufwärmen. Zu wissen, mit welcher Tendenz wir an einem bestimmten Tag zu tun haben, ist wichtig. Nicht, damit wir uns über eine suboptimale Flugkurve beschweren können. Sondern damit wir kommende Schläge entsprechend planen können.
Wir persönlich spielen den Platz der kommenden Runde auf der Range einmal durch. Bäume, Zaunpfähle, Fahnen oder Entfernungsschilder bilden hierbei Fairways, Bunker und Grüns nach. Diese Übung stellt uns auf die Runde ein. Wir gehen sicher, dass wir in Gedanken bei der kommende Aufgabe sind und die Schläge einmal durchmachen, die wir später brauchen.