Nie wieder nervös…

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Wir möchten Sie auf dem Weg zum Traumhandicap begleiten. Das geht allerdings nur, wenn wir Sie besser kennen lernen. Aus diesem Grund haben wir unseren Newsletter Abonnenten vor 2 Wochen 5 Fragen gestellt (wer uns einen Gefallen tun möchte: hier ist der Link zur Umfrage, die durchschnittliche Beantwortungszeit liegt bei 1,57 min) und haben auf die Frage, was sie im Moment davon abhält, 10 Schläge weniger zu spielen, eine nahezu eindeutige Antwort erhalten: Nervosität und andere mentale Faktoren.

Nervosität wird unter Golfern tendenziell als etwas Negatives wahrgenommen. Zeit mit ein paar Vorurteilen aufzuräumen. Folgender Abschnitt ist ein Auszug aus unserem Buch Mein Ball Macht Was Ich Will – mental stark von der 1 bis zur 18:

Die Besten der Welt werden nervös

Die besten Spieler der Welt werden nervös. Bob Rotella ist der wahrscheinlich berühmteste Sportpsychologe der Vereinigten Staaten, Autor mehrerer Bücher und Mentaltrainer vieler Weltklasseathleten, darunter hauptsächlich Golfer. Bob Rotella beschreibt in seinem Buch „How Champions Think“ – „Wie Sieger denken“, dass jeder Weltklassegolfer, der ein großes Turnier gewann, zumindest während der Schlusslöcher dieses Turniers nervös war. Nervosität ist per se nichts Schlechtes. Nervosität zeigt uns, dass wir etwas für wichtig erachten und kann genauso gut Ausdruck von Freude, wie Sorge sein.

Das Auftreten von Nervosität liegt außerhalb unserer bewussten Kontrolle, so Rotella, weshalb es keinen Sinn macht, sich auf der Runde damit zu beschäftigen. Was aus der verspürten Nervosität in einer bestimmten Situation wird, liegt in den Händen unserer Interpretation. Wer Nervosität als etwas wahrnimmt, das ihm hilft und seine Freude auf die bevorstehende Runde zum Ausdruck bringt, der ist auf einem guten Wege mit einer guten Einstellung Golf zu spielen.

Wenn wir jedoch versuchen, unsere Nervosität zu verdrängen, diese als unerwünscht hinnehmen und versuchen mit anderen Gefühlen zu ersetzen, so stehen die Chancen gut, dass Nervosität zu Angst wird. In diesem Fall ist es die durch das Verdrängen entstehende Spannung, die unseren Geist belastet, klare und rationale Denkmuster einschränkt und zu eindimensionalem Denken führt.

Bob Rotella spricht seine Klienten gerne auf deren ersten Kuss an, wenn sie ihn mit dem Thema der Nervosität konfrontieren. Die meisten Klienten erinnern sich an ihren ersten Kuss und geben zu, unmittelbar davor nervös gewesen zu sein. Rotella fragt dann gerne nach, ob die Nervosität das Erlebnis in irgendeiner Art und Weise ruiniert oder negativ beeinflusst hat. Die Antwort lautet dann meist:

 „Nein. Ganz im Gegenteil. Nervosität hat das Ganze erst zu etwas Besonderem gemacht.“

Spitzensportler nutzen Nervosität zu ihrem Vorteil. 2 Beispiele aus der Welt anderer Sportarten: Bill Russell ist ein ehemaliger US-amerikanischer Basketballspieler, der die NBA Championship 11 Mal gewann. Was daran besonders ist, außer der Tatsache, dass Russell ein großartiger Basketballer war ? Ein Championship Finale der NBA kann bis zu 7 Spiele andauern. Russell musste sich vor jedem dieser Spiele übergeben. So komisch das klingt, doch das war seine Art sich vorzubereiten.

Jimmie Johnson gewann zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buches den NASCAR Sprint-Cup 7 Mal, 5 Mal davon in Folge. Was daran besonders ist? Johnson gab zu, in der Nacht vor einem Rennen panische Versagensängste zu haben. Er läge die halbe Nacht wach und denke daran, was wäre, wenn er plötzlich vergessen würde, wie man ein NASCAR Auto fährt. In Wirklichkeit hat Johnson noch nie vergessen, wie man ein Auto fährt. Johnson macht sich nichts aus seinen Ängsten und seiner Nervosität und hat erkannt, dass diese keine Auswirkungen auf seine Leistung haben. Es ist die Art seines Körpers ihm mitzuteilen, dass etwas Wichtiges ansteht, so Rotella.

Fazit

Nervosität ist eine körperliche Wahrnehmung und ein Gemütszustand, wie jeder andere auch. Nicht mehr und nicht weniger.  Durch welchen Filter wir diesen betrachten, liegt allerdings bei uns. Wenn Sie das nächste Mal nervös werden, hinterfragen Sie Ihre eigene Interpretation und Schlussfolgerung.

Ein Beispiel: Stellen Sie sich vor, Sie bekommen an einem Freitag Nachmittag eine lang ersehnte Gehaltserhöhung und spielen am darauffolgenden Samstag ein Turnier. Die Chancen stehen gut, dass Sie am Morgen vor dem Turnier nervös werden. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie eben diese Nervosität jedoch im Licht Ihrer Gehaltserhöhung sehen und dadurch als Freude interpretieren, ist hoch.

Angenommen Sie bekommen keine Gehaltserhöhung, sondern die Kündigung. Wie interpretieren Sie Ihre Nervosität nun? Nervosität ist oft nur ein Verstärker für die Emotionen, die wir ohnehin schon fühlen.

Nervosität üben

Nervosität ins richtige Licht zu rücken ist allerdings nur Schritt 1 und damit nur die Hälfte der Medaille. Schritt 2 – den Umgang mit Nervosität zu üben – ist mindestens genauso wichtig. Je besser ein Spieler, desto besser sein/ihr Umgang mit Nervosität. Warum? Je besser ein Spieler, desto öfter findet er/sie sich in Situationen wieder, die Nervosität auslösen. Gute Spieler üben den Umgang mit Nervosität immer und immer wieder und werden dadurch besser.

Durchschnittliche Spieler hingegen, bauen keinerlei Drucksituationen in ihr Training ein und gehen Trainingsrunden mit Freunden eher locker an. Das ist auch gut so, denn Golf ist eine der schönsten Sportarten dieser Welt und kann sehr entspannend sein. Wer seine Trainingsrunden allerdings andauernd sehr locker angeht, der läuft Gefahr, dass er kurz vor oder während eines Turnieres mit Emotionen konfrontiert wird, die ihm so bis jetzt (fast) fremd waren. Mit etwas Neuem umzugehen ist deutlich schwieriger, als mit etwas, das uns bereits vertraut ist. In unserem Beitrag Fluch oder Segen? Der erste Abschlag, stellen wir folgende Übung vor, die wir jedem nur ans Herz legen können:

Eine Übung, welche Sie im Training, aber auch direkt vor einer Runde als Teil Ihrer Vorbereitung ausführen können, ist das Simulieren von Spielsituationen. Stellen Sie sich Ihren ersten Abschlag auf der Range vor. Schätzen Sie die ungefähre Breite des Fairways und wählen Sie daraufhin einen Korridor auf der Driving Range, der diese Breite widerspiegelt.

Stellen Sie sich nun die erste Bahn so lebhaft wie möglich vor und gehen Sie durch Ihre komplette Routine. Wenn Sie möchten, führen Sie vorher 3, 4 Hampelmänner aus, um den Puls, ähnlich wie am ersten Abschlag, ein wenig anzuheben.

Je lebhafter Sie sich die Situation vorstellen, desto vertrauter wird sie Ihnen am ersten Abschlag vorkommen. Je vertrauter die Situation, desto geringer die Nervosität.

Wenn Sie möchten, führen Sie vorher 3, 4 Hampelmänner aus, um den Puls, ähnlich wie am ersten Abschlag, ein wenig anzuheben – das ist der Teil, auf den wir hinaus wollen. Es gibt viele verschiedene Wege, den Puls anzukurbeln und ein leicht nervöses Körperempfinden zu simulieren. Hampelmänner vor dem Schlag ist nur einer davon. Spielen Sie mit Freunden um ein paar Euros, einen Ball oder das Recht, die Schläger geputzt zu bekommen und bauen Sie kleine Herausforderungen und Aufgaben in Ihr Training ein.

Brandt Snedeker verriet in einem Interview, dass er vor dem Training ab und zu mehrere Tassen Kaffee oder einige Dosen Red Bull trinke, um sich an das Spiel mit zittrigen Händen zu gewöhnen, die er vor allem dann bekommt, wenn er sonntags eine Chance auf den Sieg hat (Quelle). Profis haben scheinbar Ihre ganz eigenen Methoden, um den Umgang mit Nervosität zu üben. Wir sind allerdings nicht sicher, ob wir diese so weiterempfehlen würden.

Was wir guten Gewissens definitiv weiterempfehlen können, ist unsere Mentale Werkzeugkiste. Der Deal: Sie verraten uns Ihre E-Mail Adresse und wir schicken Ihnen mehrere hochwertige und effektive Übungen für die mentale Seite des Spiels zu.

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  • Jungs Euer Unter Druck Paket ist wirklich super! Danke dafür! Ich habe seit Langem endlich mal wieder das Gefühl meine Zeit auf dem Platz sinnvoll zu nutzen! Danke auch für den schönen Artikel! LG

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