Ein Pitch ist ein Annäherungsschlag, bei dem der Ball, anders als beim Chip, weiter fliegt als rollt. Die klassische Distanz für einen Pitch liegt, je nach Situation, zwischen 20m und 70m. Diese Distanzen sind unheimlich wichtig, denn oft ist es ein Wedge, das über Birdie, Par oder Bogey entscheidet.
Grundsätzlich sind immer zwei Aspekte für den Erfolg eines Annäherungsschlages verantwortlich. Zum einen, die Distanz- und zum anderen, die Richtungskontrolle. Die Kunst ist es, beide Aspekte zu kombinieren. Je länger der bevorstehende Schlag, desto schwieriger ist das. Das ist der Grund, warum wir mit einem Eisen 4 wahrscheinlich mehr Respekt vor einem Wasserhindernis haben, als mit einem Eisen 9 und warum deutlich mehr Bälle mit dem Driver, als mit dem Pitching Wedge verloren gehen.
Je länger die Distanz, die ein Ball zurücklegen soll, desto entscheidender wird der Aspekt der Richtungskontrolle. Es nützt nichts einen langen Drive zu schlagen, der auf der benachbarten Spielbahn landet. Das ist nicht nur für den Score unvorteilhaft, sondern auch für das Selbstvertrauen und die Motivation. Anders dagegen bei kurzen Annäherungsschlägen, wie Pitches oder Chips. Je kleiner die Bewegung, desto einfacher ist es die Richtung des Balles zu kontrollieren. Das Putten bildet hier jedoch eine Ausnahme, mit der wir uns in diesem Beitrag ausführlich beschäftigen.
Bei einem 40m Pitch besteht die Aufgabe jedoch eher darin, die Distanz-, statt die Richtungskontrolle auf den Punkt zu bringen. Kleinere Richtungsabweichungen wird es immer wieder geben. Wer jedoch konstant an der Distanzkontrolle arbeitet, wird langfristig erfolgreicher. Doch wie arbeitet man sinnvoll und effektiv an der Distanzkontrolle? „Golf Guru“ Mark Crossfield spricht in einem seiner Trainingsvideos von einer inneren Uhr, beziehungsweise einem System, ähnlich wie das Flug-Roll Verhältnis beim Chippen, das uns erlaubt, auf dem Platz auf antrainiertes Wissen zurückzugreifen und Ratespielchen dadurch zu vermeiden.
Das Video ist leider nur auf Englisch, doch wer reinschauen möchte:
Distanzkontrolltraining mit System
Um effektiv und sinnvoll an der Distanzkontrolle zu arbeiten, benötigen Sie ein, beziehungsweise mehrere, in unterschiedlichem Abstand voneinander aufgestellte Ziele. Ballkörbe, wie in Crossfield’s Video dienen bestens als Ziel. Ein Korb bei jeweils 20m, 30m, 40m, 50m, 60m und eventuell 70m erlaubt es Ihnen, zwischen den unterschiedlichen Distanzen hin-und herzuwechseln und ein Gefühl für verschiedene Distanzen zu bekommen.
Greifen Sie zunächst zu einem Schläger, beziehungsweise einem Wedge, das Sie normalerweise für Pitches verwenden. Spielen Sie den ersten, beziehungsweise den kürzesten Korb an. Spielen Sie einige Bälle und füttern Sie Ihr Unterbewusstsein aktiv mit wertvollen Infos. Analysieren Sie gute Schläge. Fühlen Sie, wie weit Sie für diese Distanz auf- und wie weit Sie durchgeschwungen haben. Versuchen Sie gute Schläge zu wiederholen und machen Sie sich gegebenenfalls Notizen.
Wer weiß, dass er mit einem Sand Wedge hüfthoch auf- und durchschwingen muss, um den Ball 20m weit fliegen zu lassen, der ist auf dem Golfplatz klar im Vorteil, wenn er einen 20m Schlag vor sich hat. Die Fragen nach Schlägerwahl, Tempo und Größe der Bewegung sind individuell, werden bei einem Blick in die Notizen jedoch sofort beantwortet. Das ermöglicht Ihnen zudem, sich bei Probeschwüngen auf die Größe des Rückschwungs zu konzentrieren und Ihren Körper auf Erfolg zu trimmen.
Sind Sie mit der Distanzkontrolle auf den ersten Korb (20m) vertraut, so haben Sie 2 Möglichkeiten, um den Ball 10m weiter zum nächsten Korb (30m) fliegen zu lassen.
Möglichkeit 1: Sie behalten Ihre Schwunggröße bei und erhöhen Ihr Schwungtempo.
Möglichkeit 2: Sie behalten Ihr Schwungtempo bei und erhöhen Ihre Schwunggröße.
Für welche der beiden Möglichkeiten Sie sich entscheiden, liegt bei Ihnen und Ihrem Gefühl. Wie bei so Vielem, macht es auch hier Sinn, auszuprobieren. Dasselbe Prinzip gilt auch bei allen weiteren Körben und Distanzen. Haben Sie alle Körbe und damit alle Distanzen abgearbeitet, sprich mehrere Bälle zu jedem der einzelnen Körbe gespielt, sollten Sie bereits ein Gefühl für das Verhältnis von Schwunggröße und Tempo zu Distanz bekommen haben. Je öfter Sie diesen Prozess durchlaufen, desto besser wird Ihre innere Uhr und desto besser Ihre Distanzkontrolle. Wenn Sie Zeit, Lust und Ehrgeiz haben, können Sie dieses System auch mit den anderen Wedges einarbeiten.
Variables Anwendungstraining
Mehrere Bälle auf ein Ziel zu spielen, das nächst weiter entfernten Ziel anzuspielen, sobald Sie sich mit der ersten Distanz vertraut fühlen und auf diese Weise die Leiter von Ballkörben immer weiter zu klettern, ist eine hervorragende Methode, um ein Gefühl für verschiedene Distanzen zu bekommen. Wie beim Vokabellernen, arbeiten Sie systematisch eine Liste ab und unterstützen dabei den Lernprozess. Auch für fortgeschrittene Golfer macht es Sinn, das eigene Gefühl auf diese Art und Weise fein zu tunen und sich immer wieder zu vergewissern, dass eine bestimmte Schwunggröße und ein bestimmtes Schwungtempo auch die gewünschte Distanz hervorruft. So weit zu den Grundlagen.
Auf dem Platz wird Golf jedoch etwas anders gespielt. Wir haben (Mulligans ausgenommen) pro Schlag nur eine Chance auf Erfolg. Wenn wir uns auf ein Turnier vorbereiten, macht es daher Sinn, verstärkt so zu trainieren, wie Golf auf dem Platz gespielt wird: Ein Ball, ein Ziel. Je vertrauter Sie mit der eigenen inneren Uhr sind und je mehr Sie wissen, welche Bewegung zu welcher Distanz führt, desto eher lohnt es sich, verstärkt in ein variables Anwendungstraining überzugehen.
Variables Anwendungstraining bedeutet nichts anderes, als das Ziel und damit die Distanz zu der Sie spielen, von Schlag zu Schlag zu variieren. Im Falle der in einer Reihe aufgestellten Ballkörbe bedeutet das, dass Sie die Körbe nicht der Reihe nach abarbeiten, sondern mit einem beliebigen Korb beginnen und die Körbe Kreuz und quer anspielen. Das schult Ihr Umstellungsvermögen. Außerdem lernen Sie das Gefühl, das Sie sich für unterschiedliche Distanzen angeeignet haben, anzuwenden.
Eine zusätzliche Übung mit der Sie Ihre Distanzkontrolle effektiv trainieren können, geht wie folgt: Sie spielen einen Ball nach Lust und Laune. Die Entfernung ist dabei zunächst egal. Ziel ist es nun, den nächsten Ball dort landen zu lassen, wo der Erste zum Liegen gekommen ist. Das Ziel des dritten Schlages ist, Sie ahnen es, den Ball dort landen zu lassen, wo der Zweite zum Liegen gekommen ist.
Spielen Sie so viele Bälle, bis Sie den Landepunkt Ihrer Bälle nicht mehr verlässlich einsehen können. Referenz für den nächsten Schlag ist immer der vorherige. Es macht überhaupt nichts, wenn Sie einen Ball nicht dort landen lassen konnten, wo der vorige zum Liegen kam. Nehmen Sie diesen einfach als Referenz für den nächsten Schlag.
2 Dinge für saubere Ballkontakte
Saubere Ballkontakte sind für eine gute Distanzkontrolle selbstverständlich von Vorteil. Tendieren Sie zu unsauberen Ballkontakten, so überprüfen Sie zwei Dinge:
1.) Ihr Take-Away, sprich wie Sie den Schläger zurückschwingen. Eine einfache Faustregel besagt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass sich der Schläger im Abschwung auf derselben Ebene befindet, wie im Aufschwung. Alles andere ist technisch – ohne körperliche Verrenkungen – sehr schwer auszuführen. Ein steiler Aufschwung begünstigt einen steilen Abschwung. Das bedeutet, dass ein Schläger, der im Aufschwung tendenziell vom Körper weggeschwungen wird, mit großer Wahrscheinlichkeit so auch wieder zurück an den Ball kommt.
Das begünstigt „fette“ Boden-Ball Kontakte. Andersherum begünstigt ein flacher Aufschwung einen flachen Abschwung. Der Schläger wird dabei tendenziell um den Körper herumgeschwungen und findet so auch wieder zurück an den Ball. „Dünne“ Ballkontakte ohne Bodenkontakt werden so begünstigt.
Die einfachste Möglichkeit, um diese beiden Optionen zu vermeiden, ist das Überprüfen des Aufschwungs. Das geht am besten mit einem Video oder ganz klassisch mit einem Spiegel. Als Richtwert gilt hier die 9 Uhr Position, bei der sich der Schläger auf Höhe Ihrer Hüfte befindet. Je weniger Sie in der 9 Uhr Position vom Schaft des Schlägers sehen, desto neutraler schwingen Sie auf. Bei der Nutzung einer Kamera ist es wichtig, dass sich die Kamera in Verlängerung der Fußlinie befindet. Andernfalls täuscht die Aufnahme.
2.) Ihre Balance. Eine optimal ausbalancierte Pitchbewegung besteht aus einer kompakten Schulterdrehung im Rück-, sowie im Durchschwung. Der Körperschwerpunkt sollte beim Pitchen über dem Ball sein. Ein häufiger Fehler bei Amateuren: Der Körper dreht nicht, sondern schiebt. Schiebt der Körper im Durchschwung anstatt zu drehen, so ist der Körperschwerpunkt (vom Spieler aus gesehen) links des Balles. Dadurch werden erneut „fette“ Boden-Ball Kontakte begünstigt. Bleibt das Gewicht im Abschwung auf dem rechten Bein, so ist der Körperschwerpunkt rechts des Balles. Dünne Ballkontakte sind die wahrscheinliche Folge.
Damit der Körperschwerpunkt beim Pitchen optimal über dem Ball ist, ist eine gute Balance unabdingbar. Die gute Nachricht: Balance Training macht in der Regel Spaß. Schlagen Sie ein paar Bälle einhändig, spielen Sie ein paar Bälle auf einem Bein stehend oder schließen Sie Ihre Augen. Je besser Ihre Balance, desto besser Ihre Ballkontakte und desto besser Ihre Distanzkontrolle.