Gefühlvoll Putten steht bei allen ambitionierten Golfern weit oben auf der Wunschliste. Gefühl, Touch oder das goldene Händchen — unabhängig davon, wie wir es bezeichnen — auf den Grüns können wir nie zu viel davon haben.
Deshalb haben wir auch gerne eingewilligt, als uns Luca Sommer vor rund einem Monat die Idee für diesen Gastartikel vorstellte. Bis 2020 betrieb Luca die Website Practice Your Golf Game, auf welcher er seinen Lesern Produkttests, Interviews und Übungen vorstellte.
2 Übungen stellt er uns auch in diesem Beitrag vor. Luca widmet sich zudem der Frage, was ein effektives Putt Training ausmacht und warum die eigene Vorstellungskraft dabei so wichtig ist.
Gefühlvoll Putten
„Drive for the show, Putt for the money“ ein Spruch, den Du bestimmt schon einmal gehört hast, stimmt´s?
Aber was steckt wirklich dahinter?
Putten gehört zu den wichtigsten Bereichen im Golfspiel. Nicht ohne Grund wird der oben genannte Spruch verbreitet. Fast 50% aller Schläge einer Golfrunde sind Putts. Bevor Du jetzt weiterliest, bitte ich Dich zu überlegen, wie oft Du Dein Putten effektiv und mit System trainierst.
Nein, ein paar Bälle auf irgendwelche Fahnen zu putten, zählt nicht als Training! 😉
Vielleicht stellst Du fest, dass Du diesen Teil des Golfspiels zu wenig trainierst. Vielleicht stellst Du aber auch fest, dass Du eigentlich genug trainierst. Wenn Du meinst, dass Du genug trainierst, frag' Dich doch einmal, wie Du trainierst.
Mit einem System?
Mit effektiven Übungen?
Ich habe es bereits kurz angesprochen: Ein paar Bälle aus der Tasche holen und drauf los putten — das ist kein effektives Training. Das ist dann leider nur Zeitverschwendung. Beim Putten benötigst Du Gefühl und Vorstellungskraft. Ersteres erhältst Du durch effektive Übungen, Letzteres musst Du separat trainieren und anschließend herausfinden, was für Dich am besten geeignet ist.
Die Vorstellungskraft beim Putten
Hier ist es wichtig, dass Du — wie bei einem normalen Schlag auch — gewisse Erfahrungen, Glücksgefühle und besondere Momente miteinbringst. Zum Beispiel:
- Vor einem Schlag stellst Du Dich hinter den Ball und stellst Dir vor, wie der Ball verlaufen könnte
- Auch kannst Du Dir vorstellen, wie der Ball verläuft und dann ins Loch fällt
- Kurz vor dem Schlag (während du den Ball ansprichst), kannst Du Dir vorstellen, Du hast den Ball bereits gelocht und freust Dich oder erinnerst Dich zurück, als Du einen sehr schweren Putt gelocht hast. Mit dieser Strategie fühlst Du Dich in der Position, in der Du gerade bist, wohl. Dein Körper schüttet Glückshormone aus und die Wahrscheinlichkeit steigt, dass Du den anstehenden Putt lochst. Probier´s einfach mal aus!
Die Vorbereitung vor einem Putt
Die Vorbereitung ist das A und O beim Putten. Ein falsch gelesenes Grün führt meist dazu, dass der Ball das Loch nicht findet und wenn Du nicht erkennst, dass ein Putt bergauf geht, ist Dein Putt sehr wahrscheinlich um einiges zu kurz. Deswegen solltest Du Deinen Putt, vor der eigentlich Ausführung, analysieren. Hier ein paar Anhaltspunkte:
- Verläuft der Putt bergauf oder bergab?
- Bricht der Putt von links nach rechts oder von rechts nach links?
- Liegen Blätter Steine etc. auf meiner Linie? Wenn ja, entferne diese! Deine Puttlinie sollte frei von losen Hindernissen sein, genauso wie Du immer mit einem sauberen Ball und einer sauberen Schlagfläche putten solltest.
- Wie weit sollte ich für den kommenden Putt ausholen, beziehungsweise welche Geschwindigkeit benötige ich?
- Wie weit ist es ungefähr bis zum Loch? Laufe die Strecke ab und merke Dir die Distanz
All das sind Anhaltspunkte, die es Dir erheblich vereinfachen, Putts zu lochen. Wenn Du beobachtest, wie Profis auf der Tour ein Grün analysieren, wirst Du merken, dass fast alle der oben genannten Punkte umgesetzt werden.
So viel zur Theorie. Die ist allerdings nur etwas wert, wenn wir sie in die Praxis umsetzen. Deshalb kommen wir nun wichtigsten Teil: Den Übungen.
Kein Putt Training, ohne effektive Putt Übungen. Um Dich beim Training zu unterstützen, habe ich einige Übungen vorbereitet. Während des Trainings solltest Du darauf achten, dass Du sehr fokussiert bist und Dir vor jedem Putt die Putt Linie erneut ansiehst. Je eher Du Deine Trainingseinheit auf dem Putting Grün, wie eine Situation im Turnier behandelst, desto besser Dein Ergebnis. Gehe vor jedem Schlag Deine Pre-Shot Routine durch, ist ein Tipp, der mir sehr geholfen hat und den ich auch Dir an dieser Stelle nur ans Herz legen kann.
Übung 1
Die erste Übung spricht Distanzen an, die häufig nach einem Pitch, Chip oder einem längerem Eisen Schlag auftreten: 4, 7 und 12 Meter. Bei dieser Übung suchst Du Dir ein Loch aus und steckst jeweils ein Tee 4, 7 und 12 Meter vom Loch entfernt in den Boden.
Außerdem steckst Du mit 4 Ballmarkern einen Korridor mit ca. 60cm Durchmesser (1 Fuß bis 1.5, je nach Schwierigkeitsgrad). Dazu nimmst Du Dir 6 Bälle.
Du startest bei 12 Metern und puttest alle 6 Bälle. Alle die Bälle, die im Korridor liegen bleiben, kannst Du wegnehmen.
Die restlichen, die nicht im Korridor lagen, nimmst Du mit zur nächsten Entfernung (7 Meter), wo Du den Ablauf wiederholst. Das Ziel ist es, so wenig Putts als möglich zu benötigen. Notiere Dir die Anzahl der benötigten Putts und versuche Dich jedes Mal zu verbessern.
Übung 2
Den zweiten Tipp den ich Dir geben möchte, erfordert eine kleine Analyse Deines Golfspiels. Analysiere Dein Golfspiel, wenn Du das nächste Mal auf dem Platz bist und notiere Dir, welche Länge Deine Putts nach einem Chip, Pitch und Eisenschlag haben.
Danach kannst Du sagen, dass Du z.B. meistens 5 Meter entfernt vom Loch liegst. Jetzt kannst Du bei Deinem nächsten Putt Training einen erhöhten Fokus auf 5 Meter Putts legen.
Putte z.B. um ein Loch aus 4 verschiedenen Stellen aus 5 Meter Entfernung. Auch kannst Du das Loch durch ein Tee ersetzen, um Deine Genauigkeit zu trainieren (erhöhe die Anzahl der Tees um den Schwierigkeitsgrad zu senken).