Distanzputts: Warum Dreiputts zu vermeiden keinen Sinn macht

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Um eines direkt vorwegzunehmen: Dreiputts zu vermeiden macht sogar sehr viel Sinn. Ziel des Golfsports ist es, mit so wenigen Schlägen, als möglich eine Runde zu beenden. Dreiputts sind dabei selbstverständlich keine Hilfe. Niemand macht gerne einen Dreiputt. Dreiputts sind ärgerlich, diese zu vermeiden sehr erstrebens- und wünschenswert, doch was mit dem Titel dieses Beitrags gemeint ist, ist die Einstellung die hinter dem Vermeidungsdenkmuster von Dreiputts steckt.

Diese Vermeidungseinstellung getreu dem Motto „ich möchte nicht“, anstelle von „ich möchte“,  ist das, was keinen Sinn macht und geht zurück auf eine mittlerweile sehr bekannte Erkenntnis, die schon vor einigen Jahren in vielen Büchern über Psychologie und Sportpsychologie bekannt wurde. Unser Gehirn kann kein Vermeidungsdenken. Wir können nicht „nicht“ denken.

Unsere Aufmerksamkeit ist dort, wo unser Fokus ist. Ob das wünschenswert ist oder nicht, ist für unser Gehirn so nicht verständlich. Der Versuch keinen Dreiputt zu machen, beziehungsweise einen Dreiputt zu vermeiden, resultiert darin, dass unser Fokus nun auf dem Dreiputt liegt. Liegt unser Fokus auf dem Dreiputt, so wird unser Gehirn und unser Körper vieles dafür tun, dass diese theoretische Vorstellung zur Realität wird. Eine selbsterfüllende Prophezeiung in Mini Format.

Eine bessere Methode, um in letzter Konsequenz nach wie vor keine Dreiputts zu machen, ist es von einer Vermeidungs- und damit von einer „Hinwegeinstellung“, zu einer „Hinzueinstellung“ zu wechseln. Was zuvor noch als „ich möchte diesen Dreiputt unbedingt vermeiden“ beschrieben wurde, klingt jetzt so ähnlich: „Ich möchte diesen Putt am besten direkt einlochen. Klappt das nicht, so weiß ich, dass ich mit 2 Putts vom Grün gehe.“ Haben Sie den Unterschied bemerkt?

Was im ersten Satz noch als ängstlich und unsicher klang, hört sich nun nach Selbstbewusstsein und Vertrauen an. Ihr Gehirn und Ihr Körper werden auch in diesem Falle nach der Verwirklichung dieser theoretischen Vorstellung streben. In diesem Falle ist diese Verwirklichung jedoch positiv.

Sich den Ball schon vor dem Putt im Loch vorzustellen, kommt dem Visualisieren nahe und verspricht unglaubliche Resultate, wenn man dem bereits vorgestellten Konzept Glauben schenken darf. Ganz so einfach ist das nicht. Es ist deutlich einfacher einen schlechten Schlag zu machen, als einen guten. Durch negative und Vermeidungsgedanken wird ein schlechter Schlag noch wahrscheinlicher, ein guter Schlag durch positive Gedanken allein jedoch kein Muss. Bedenken Sie, dass PGA Tour Profis nur 23% aller Putts aus 5m lochen (Quelle) und, dass Enttäuschung, gerade wenn ein langer Putt nicht fällt, statistisch gesehen völlig unberechtigt ist.

Das bedeutet allerdings nicht, dass Sie sich in der Vorbereitung nicht nach wie vor auf das Lochen des Putts konzentrieren sollten, denn Sie möchten Ihren Fokus auf Ihr Ziel und nicht auf etwas anderes richten. Wenn wir uns darauf konzentrieren, wie der Putt vom Loch fast schon magisch angezogen wird und mit der richtigen Geschwindigkeit ins Loch fällt, so haben wir eine viel höhere Chance, auch dann mit 2 Putts vom Grün zu gehen, wenn wir gefühlt einmal über das gesamte Grün putten mussten. Realistisch oder nicht.

So viel zur mentalen Seite und zur Einstellung bei langen Putts. Selbstverständlich gibt es im Training noch etwas, das Sie tun können, um Ihre Distanzputts in Zukunft besser werden zu lassen, was in letzter Konsequenz zu mehr Zwei- und weniger Dreiputts und damit zu einem besseren Score führt. Distanzputts erhöhen Ihr Gefühl auf den Grüns. Oft spricht man auch vom Touch. Ein guter Touch auf den Grüns gibt Ihnen letztendlich mehr Sicherheit und Vertrauen.

Ich arbeite viel an meinen Distanzputts. So entwickelt man Gefühl.

– Sergio Garcia

Wir haben 2 Übungen für Sie aufgelistet, mit denen Sie Distanzputts trainieren und Ihren Touch verbessern können. Das Training ist außerdem eine gute Möglichkeit an der eben beschriebenen Einstellung und Sichtweise zu arbeiten, denn je mehr Sie diesen Prozess trainieren, desto automatisierter wird dieser im Turnier und desto weniger zweifelnde, grübelnde oder vermeidende Gedanken stellen sich Ihnen in die Quere.

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Übung 1: Leiterputts

Stecken Sie mit einigen Tees einen Kreis mit einem 1m Radius um ein Loch Ihrer Wahl. Das ist Ihr Zielkreis, den es zu treffen gilt. Stecken Sie nun 6m vom Loch entfernt, 8m, 10m, 12m, und 14m vom Loch entfernt, ein Tee in das Grün. Von dort putten Sie zum Zielkreis. Nehmen Sie sich 3 Bälle zur Hand und beginnen Sie mit den 6m Putts. Putten Sie alle 3 Bälle.

Nun kommt Ihre Kreativität ins Spiel. Je nach Spielstärke und gewünschter Herausforderung können Sie die Übung nun variieren. Unsere Lieblingsvariante geht wie folgt: Alle 3 Putts werden gespielt. Liegen alle Bälle danach im Zielkreis, so gehen Sie ein Tee nach hinten und wiederholen den Prozess, bis Sie auch beim letzten Tee alle 3 Bälle in den Zielkreis geputtet haben. Um das Ganze allerdings ein bisschen anspruchsvoller zu gestalten, haben wir folgende „Strafen“ eingebaut. Finden nur 2 Bälle den Weg in den Zielkreis, so bleiben Sie an der jetzigen Stelle stehen und haben beim nächsten Versuch wieder die Chance, weiterzukommen.

Findet nur einer von 3 Bällen den Weg in den Zielkreis, so müssen Sie zurück an das vorherige Tee. Landet kein Ball im Zielkreis, heißt es zurück an das erste Tee und die Übung startet von Neuem. Das ist bei den ersten beiden Tees kein Problem, doch Sie können sich vorstellen, dass auf diese Art und Weise ein bisschen Druck aufkommt, wenn Sie sich in Richtung der letzten Tees bewegen. Druck im Training einzubauen ist durchaus sinnvoll, denn auf dem Golfplatz und gerade im Turnier kann Druck ein häufiger Begleiter sein.

Vielleicht benötigen Sie 2 Putts auf dem letzten Grün, um Ihr Handicap zu unterspielen oder die Clubmeisterschaft für sich zu entscheiden. Vielleicht brauchen Sie 2 Putts, um Ihrem Team einen wichtigen Punkt zu sichern, oder Ihr Mittwochs- Match mit Ihren Freunden nicht zu verlieren. Wer solche Situationen im Training simuliert, findet sich im Turnier damit besser zurecht.

Selbstverständlich können Sie die Übung auch abändern, denn die eben beschriebene Version kann zeitaufwändig und damit nicht jedermanns Sache sein. Je nach verfügbarer Zeit und Ihrer Spielstärke können Sie entweder den Zielkreis vergrößern, weniger (oder mehr) Tees verwenden oder den Abstand der Tees vom Loch verringern (oder vergrößern). Außerdem können Sie festlegen, dass nur 2 von 3 Bällen den Weg in den Zielkreis finden müssen, um ein Tee weiter zu gehen. Ein Timer kann ebenso das Ende der Übung festlegen, wie die Bewältigung aller Tees. Ihrer Kreativität sind bei Golfübungen prinzipiell keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist nur, dass das Ziel der Übung realistisch ist, Sie jedoch trotzdem fordert.

Übung 2: Spielerische Anwendung

Für diese Übung benötigen Sie nur einen Ball. Sie spielen einen 9/18 Loch Par 2 Kurs. Ziel ist es, mit 2 Putts im Loch zu landen. 2 Putts pro Loch entspricht einem Par, 3 Putts einem Bogey und 1 Putt einem Birdie. Wählen Sie hierfür mehrere Löcher auf dem Puttinggrün und legen Sie vorher fest, dass der jeweils erste Putt nicht unter einer bestimmten Distanz sein darf. Spielen Sie auf diese Weise entweder 9 oder 18 Loch.

Um auch hier wieder ein bisschen Druck in die Sache zu bringen, können Sie festlegen, dass Sie die Übung nur dann abschließen, wenn Sie nach 9, beziehungsweise 18 Loch einen Score von Even Par haben. Je weiter entfernt vom Loch Sie Ihren jeweils ersten Putt spielen, desto anspruchsvoller wird die Aufgabe. Auch hier macht es Sinn, zu experimentieren. Das ist übrigens eine tolle Übung für 2 Personen. Spielen Sie eine Runde mit einem Partner und schauen Sie, wer am Ende die wenigsten Putts macht. Machen Sie ein kleines Match und spielen um einen Ball, ein Bier oder das Recht, bei Gewinn vom anderen die Schläger geputzt zu bekommen.

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