Wir haben diesen Beitrag bewusst die Macht des Unterbewusstseins genannt, denn das Unterbewusstsein und darin verwurzelte Denkmuster sind in der Tat eine Macht, die sich auf dem Golfplatz entweder positiv oder negativ auf unser Spiel auswirken kann.
Generell ist alles was wir Menschen tun unterbewusst, und nur ein winziger Bruchteil unterbewusster Gedanken und Handlungen erreicht unsere bewusste Aufmerksamkeit (Quelle). Es gibt Dinge, die von Geburt an unterbewusst ablaufen, wie etwa das Atmen, und Dinge, die zunächst erlernt werden müssen. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Fahrstunde?
Die Anzahl an Pedalen, Spiegeln, Lichtern, Knöpfen und unterschiedlichen motorischen Abläufe hat sich zunächst wahrscheinlich ein bisschen überfordern. Der Körper hat die neuen Eindrücke zunächst bewusst wahrgenommen und jede Form der Aufmerksamkeit auf die neuen motorischen Abläufe gelegt. Sie haben sich sehr wahrscheinlich ausschließlich auf das Fahren konzentriert?
Und heute? Vorausgesetzt Sie sind schon seit einigen Jahren Autofahrer wird sich seit der ersten Fahrstunde viel getan haben. Ihre Gedanken sind jetzt sehr wahrscheinlich überall außer beim Autofahren selbst. Ähnlich verlief es mit dem Schreiben, dem Lesen, dem Erlernen einer neuen Sprache und so weiter und so fort. Was wir wiederholt tun empfindet der Körper als wichtig und lässt es zum unterbewussten Automatismus werden.
Das ist ungeheuer wichtig, denn würden wir uns heute immer noch mit den motorischen Abläufen bei der Gangschaltung beschäftigen müssen, so hätten wir im Urlaub in unbekannten Orten und Straßen Probleme uns auf das Navigationssystem zu konzentrieren und würden uns kaum zurecht finden. Der Körper nimmt Ihnen sozusagen die Arbeit des bewussten Denkens ab und tut es unbewusst.
Wenn Sie einen Gedanken bewusst wahrnehmen, so können Sie davon ausgehen, dass Ihr Unterbewusstsein diesen Gedanken bereits hatte und Ihn für wichtig genug hielt, um Ihn ins Bewusstsein zu rufen (Quelle). Dieser Prozess erlaubt es uns immer wieder Neues zu lernen und trifft nicht nur auf das Autofahren zu. Beim Golf ergeht es uns nicht anders. Als Anfänger wollen wir den Schwung in allen Einzelheiten zunächst verstehen, bevor eine gewisse Regelmäßigkeit Ihn zum Automatismus werden lässt. Doch nicht nur der Schwung an sich, sondern auch mentale Denkmuster, die in einer gewissen Regelmäßigkeit wiederholt werden verfestigen sich langfristig. Ob das positiv oder negativ für Ihr Spiel ist, entscheidet die Art Ihrer Denkmuster. Sie können sicherlich erraten, was für einen Effekt das Fluchen auf dem Golfplatz auf Ihre Gesamtleistung hat.
Wir möchten Ihnen im Folgenden mehrere Gründe geben, warum eine positive Grundhaltung auf (und neben) dem Golfplatz positive Auswirkungen auf Ihre Leistung hat.
Die Vorteile einer positiven Grundhaltung
Die Wissenschaft ist sich heute darüber einig, dass Ereignisse, die mit Emotionen verbunden sind detaillierter und langfristiger im Gehirn gespeichert werden. Das bedeutet, dass wir Schläge, die uns freuen oder die wir positiv kommentieren länger in Erinnerung bleiben, als Schläge, die wir unkommentiert hinnehmen. Dadurch sind wir in der Lage, uns diese Schläge (in ähnlichen Situationen) immer wieder vor Augen zu führen und uns zu motivieren. Dasselbe gilt allerdings auch für schlechte Schläge. Fluchen beispielsweise fällt unter die Kategorie „Wut“ und sorgt ebenfalls für eine detailliertere und längerfristige Speicherung des Schlages.
So positiv und hilfreich dieser Effekt bei guten Schlägen ist, so destruktiv ist er in Zusammenhang mit schlechten Schlägen. Denn wer erinnert sich kurz vor einem wichtigen Putt schon gerne daran, wie er einen ähnlichen Putt verpasst hat? Schlechte Schläge lassen sich nicht vermeiden und kommen auch bei Profis vor. Daher ist es umso wichtiger, dass Sie schlechte Schläge mit so wenigen Emotionen verbinden wie möglich. Das mag am Anfang nicht einfach sein, allerdings lernt Ihr Gehirn auch diesen Prozess zu automatisieren und zukünftig unterbewusst ablaufen zu lassen. Spieler, die gerne und oft fluchen tun dies oft unbewusst und sind sich daher oft nicht im Klaren, wie negativ sich das auf Ihr Spiel auswirkt.
Der Broaden-and-Build Effekt
Barbara Fredrickson ist Wissenschaftlerin an der Duke University im US-Bundesstaat North Carolina und Begründerin des Broaden-and-Build Effektes. Dieser besteht aus zwei Teilen und besagt zum einen, dass eine positive Grundeinstellung das Bewusstsein erweitert und den Mensch dadurch kreativer und lösungsorientierter macht (Quelle). Eine positive Einstellung bedeutet allerdings nicht das stumpfe Ballen der Faust bei jedem halbwegs gelungenen Schlag. Dr. Fredrickson spricht von einem 3:1 Verhältnis. 3 Teile positive, 1 Teil negative Gedanken reichen völlig aus um diesen Effekt zu erzielen.
Negative Gedanken sind nicht vollständig nutzlos. Gelegentliche Unzufriedenheit beispielsweise spornt uns an, einen Teil unseres Spiels zu verbessern. Ohne Unzufriedenheit gäbe es beispielsweise auch keine ehrliche Analyse des eigenen Spiels. Achten Sie bei Ihrer nächsten Runde auf die Anzahl positiver und negativer Gedanken. Sie werden sich so zukünftig schneller bei negativen Gedanken ertappen und bewusst eingreifen können, sodass Sie sich dem 3:1 Verhältnis immer näher kommen. Teil des Broaden-and-Build Effektes ist außerdem die bestätigte These, dass sich Neues durch eine positive Einstellung deutlich besser erlernen lässt. Wer positiv gestimmt das Training oder die Trainerstunde beginnt, lernt daher besser, als jemand der schlecht gelaunt oder neutral gestimmt trainiert.
Quick Tipp: Der Mensch erneuert täglich 1% seiner Zellen. Nach zirka 3 Monaten hat sich die komplette Anzahl der Zellen erneuert, Gehirnzellen eingeschlossen (Quelle). Bedenken Sie, dass das Erlernen mentaler Techniken, Strategien und Einstellungen daher kein kurzfristiger Prozess ist. Sie können davon ausgehen, dass Sie alle 3 Monate ein „neuer“ Mensch sind und eben diese Zeit sollten Sie einplanen bis sich neue Denkmuster und Verhaltensweisen unterbewusst etabliert haben. Zurück zum beliebten Beispiel des Fluchens:
Wer von Ihnen konnte feststellen, dass sich die lautstarke Wiedergabe von negativen Gedanken über den eben ausgeführten Schlag auch negativ auf weitere Schläge auswirkt? Wahrscheinlich fast jeder von Ihnen. Es gibt kaum ein Szenario in dem ein Spieler seinen Schläger in den Boden rammt, gegen das Bag tritt, wild fluchend zum nächsten Schlag stampft, und diesen dann sofort einlocht.
Negative Gedanken hemmen unsere Kreativität und unser lösungsorientiertes Handeln. Außerdem sind negative Gedanken ansteckend. Das macht sich auf dem auf dem Golfplatz ebenso bemerkbar wie im Alltag. Doch wer häufig flucht, wird morgen wohl kaum damit aufhören. Es macht daher Sinn sich immer wieder bewusst machen, dass fluchen Sie nicht weiterbringt. Heben Sie sich immer wieder bewusst hervor, dass sich positives Denken auch positiv auf Ihr Spiel auswirkt.
Setzen Sie sich für die nächsten 3 Monate zum Ziel, jeden misslungenen Schlag mit einem Lächeln zu quittieren, frei nach dem Motto „ich bin eigentlich viel besser als das, was ich eben gezeigt habe.“ Notieren Sie sich diese Übung zur gegebenenfalls schriftlich. Sie werden feststellen, dass Sie misslungene Schläge zwar nicht verhindern können, allerdings können Sie hierdurch sicher gehen, dass ein kleiner Wutanfall mehr als einen Schlag misslingen lässt. Es ist dann nur noch eine Frage der Zeit, bis auch diese Prozesse unterbewusst ablaufen.
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