In diesem Beitrag möchten wir auf 3 Mythen eingehen, denen wir in unserer letzten Umfrage begegnet sind. (Das ist der Link, wenn Du auch teilnehmen möchtest.)
Darin haben wir E-Mail Leserinnen und Leser unter anderem gefragt, was sie derzeit auf der Runde beschäftigt und welche Ziele sie dieses Jahr verfolgen.
Einerseits möchten wir mit Umfragen, wie dieser, sichergehen, dass wir die Inhalte kreieren, die für Dich relevant sind. Andererseits finden wir in den Umfrage-Antworten selbst immer wieder neue Themen.
3 davon möchten wir Dir in diesem Beitrag vorstellen.
Golf Mythos Nr. 1: „Ich möchte konstante Schläge und gerade spielen“
Der Wunsch nach mehr Konstanz und geraden Schlägen ist grundsätzlich kein schlechter. Wir sprechen dieses Ziel jedoch an erster Stelle an, weil uns wichtig ist, dass Du ein Ziel, wie dieses, richtig einschätzt und Dein Spiel damit korrekt bewertest und analysierst.
Die Jungs auf der PGA Tour treffen im Schnitt 60% aller Fairways. Die Jungs auf der PGA Tour schlagen zudem alle eine bestimmte Flugkurve, die zu ihrem individuellen Schwung passt. Wer schon einmal eine ProTracer Zusammenstellung vom gleichen Pro gesehen hat, kann das bestätigen.
Das folgende Video zeigt Dustin Johnsons Flugkurve über die Jahre. Wahrscheinlich stellst Du relativ schnell fest, dass DJs Ball in der Mehrheit der Fälle von links nach rechts kurvt.
Rory McIlroy dagegen tendiert zum Draw:
Eine bestimmte Flugkurve zu haben, ist gar nicht so schlecht. Denn so weißt Du tendenziell immer, wohin Du Dich ausrichten solltest. Du tendierst zum links-rechts-Ball?
Dann weißt Du bei Abschlägen, bei denen links Gefahr lauert, dass Du am besten links aufteen solltest, um die rechte Seite optisch breiter zu machen und das Hindernis aus dem Spiel zu nehmen.
Gleichzeitig weißt Du, dass Du Mitte Grün zielen solltest, wenn eine Fahne am rechten Grünrand gesteckt ist. Kommt Deine Kurve, liegst Du nah dran. Kommt Deine Kurve nicht, liegst Du immer noch Mitte Grün.
Eine bestimmte Flugkurve zu haben, ist gar nicht so schlecht. Denn so weißt Du tendenziell immer, wohin Du Dich ausrichten solltest. Du tendierst zum links-rechts-Ball? Dann weißt Du, dass Du Mitte Grün zielen solltest, wenn eine Fahne am rechten Grünrand gesteckt ist.
Kurven machen Dein Spiel vorhersehbar. Spekulierst Du immer nur auf den perfekten, geraden Ballflug, kann es passieren, dass Du unter Druck plötzlich zwei Fehlschläge hast: Einen nach rechts, einen nach links. Wer die eigene, natürliche Kurve lieben lernt, weiß, wohin der Ball im schlimmsten Fall driftet — und kann entsprechend planen. Kurven sind somit gar nicht so unkonstant.
Zudem solltest Du einen Wunsch, wie den nach Konstanz und geraden Bällen, vor dem Hintergrund Deiner anderen Ziele bewerten:
Viele unserer Leser spielen ein mittleres Handicap. Runden unter 90 sind der nächste große Schritt.
Um Runden unter 90 zu spielen, müssen wir auf dem klassischen Par 72 Platz 17 Bogeys und 1 Par machen. Mit 3 Schlägen auf dem Grün zu sein, reicht demnach vollkommen aus. Zwei Putts, Bogey.
Um dieses Ziel zu erreichen, musst Du weder jeden Ball perfekt treffen, noch ausschließlich gerade Bälle schlagen. Du musst allerdings Strafschläge vermeiden.
Wer bereit ist, mehr über den eigenen Schwung zu lernen und einem Trainingsprogramm zu folgen, das Dir Verständnis von verschiedenen Kurven genauso vermittelt, wie einen besseren Bewegungsablauf und Wege zur Selbstüberprüfung, macht auf Dauer selbstverständlich bessere Ballkontakte und geradere Schläge.
Wer dazu jedoch nicht bereit ist und höchstens mal hier und da etwas ausprobieren will, der fährt besser, wenn er sich auf die eigene Strategie konzentriert und Bälle — der eigenen Flugkurve entsprechend — platziert.
Golf Mythos Nr. 2: „Ich habe zu viele Gedanken im Kopf“
Mythos Nummer 2 ist weniger Mythos und mehr etwas, das so vielen Golferinnen und Golfer einen Strich durch den Score macht — oft nicht einmal bewusst.
Unser Schwung involviert über 160 verschiedene Muskeln. All das in Einklang zu bringen, ist gar nicht so leicht. Dass es trotzdem klappt, haben wir unserem Unterbewusstsein zu verdanken. Wie viele andere Körperfunktionen, läuft auch der Golfschwung irgendwann einmal vollkommen automatisch ab — vorausgesetzt wir lassen es zu.
Stell’ Dir einmal vor, Du müsstest beim Autofahren an jeden einzelnen Ablauf denken. Kuppeln, schalten, Gas geben — wie früher in der Fahrschule eben. Nicht nur wäre Dein Fahrstil in diesem Fall um einiges schlechter. Autofahren wäre in diesem Fall deutlich anstrengender.
Im letzten Kapitel unseres neuesten Buches Dein Handicap fällt auf dem Grün — das Putten als Schlüssel zu einem niedrigeren Score, sprechen wir über die größten Unterschiede zwischen einer Trainingseinheit und einer (Turnier-) Runde auf dem Platz: Im Training wollen wir uns Fähigkeiten aneignen, auf der Runde wollen wir sie abrufen. Im Training zahlen wir auf unser Fähigkeits-Konto ein, im Turnier heben wir ab.
Das bedeutet, dass wir Training und Turnier anders angehen müssen.
Im Training können wir gerne analysieren, warum unser Ball macht, was er macht. Im Training können wir versuchen, Dinge zu korrigieren, wir können auszuprobieren, den Schläger wechseln oder einen zweiten Ball spielen.
Auf dem Platz sollten wir all das bleiben lassen.
Im Training können wir gerne analysieren, warum unser Ball macht, was er macht. Im Training können wir versuchen, Dinge zu korrigieren, wir können auszuprobieren, den Schläger wechseln oder einen zweiten Ball spielen.
Auf dem Platz sollten wir all das bleiben lassen.
Auf dem Platz müssen wir das Beste aus dem machen, was wir haben. Das bedeutet: Ziel festlegen, Entscheidung treffen, Probeschwung machen, tief ein- und ausatmen, ausrichten und drauf hauen.
Über dem Ball stehend an jeden noch so kleinen technischen Ablauf zu denken, ist nicht zielführend. (Deshalb empfehlen wir auch beim Technik-Training nicht mehr als einen Schwunggedanken gleichzeitig zu jonglieren.)
Konzentrier’ Dich auf der Runde auf Dein Ziel. Konzentrier’ Dich auf das Gefühl, das Du hast, wenn Du Deinen Ball knackig triffst. Konzentrier’ Dich auf das Geräusch, das bei Deinem perfekten Ballkontakt entsteht.
Je mehr Du fühlst und je weniger Du denkst, desto besser wird Dein Spiel. Versprochen.
Golf Mythos Nr. 3: „Ich will immer einen guten Ballkontakt“
Diesen Wunsch solltest Du Dir möglichst schnell aus dem Kopf streichen. Niemand trifft jeden Ball perfekt. Jeder der das Gegenteil behauptet, hat zu wenig Erfahrung oder will Dir etwas verkaufen.
Wahrscheinlich denkst Du direkt an eines Deiner Vorbilder, wenn Du an perfekte Ballkontakte denkst. An den Profi oder die Proette, die mit Leichtigkeit scheinbar jeden Ball mittig trifft.
Was Dir dabei nicht auffällt ist, dass sich er oder sie ebenfalls nach oben orientiert. Was sich für Dich gut anhört, fühlt sich für ihn oder sie vielleicht an, wie ein leichter Hacken- oder Spitzen-Treffer.
Unser Ziel sollte nicht sein, dass wir unsere ohnehin guten Schläge immer perfekter und perfekter treffen. Unser Ziel sollte sein, dass unsere ausbaufähigen Schläge (von denen es statistisch gesehen deutlich mehr gibt) immer besser werden und ein akzeptables Ergebnis produzieren.
Diese Idee baut auf der Idee zu Mythos Nummer 1 auf: „Wie spiele ich mit meiner Flugkurve gute Runden?“ ist deutlich produktiver, als „wie werde ich meine Flugkurve ein für alle Mal los?“
Wenn Du nur dann das Grün triffst, wenn Du Deinen Ball perfekt erwischst, dann solltest Du an Deiner Strategie arbeiten: Triff Deine Schlägerwahl so, dass Du auch dann auf dem Grün landest, wenn Du Deinen Ball etwas dünn triffst oder Deine natürliche Flugkurve durch kommt.
Das heißt nicht, dass Du nicht an Deinen Ballkontakten arbeiten solltest. Unser Trainingsprogramm „Swing Easy — der Golfschwung leicht gemacht“ hilft Dir dabei und stellt Dir wertvolle Übungen dazu vor.
Allerdings sind gute Ballkontakte kein Allheilmittel. Eine gute Strategie, die Kenntnis der eigenen Schlaglängen sowie eine realistische Idee von den möglichen Ergebnissen eines Schlages sind nach wie vor Gold wert.
Was beschäftigt Dich derzeit auf dem Platz? Haben Dir unsere Erklärungen geholfen? Was machst Du diese Saison im Training, um Deine Ziele zu erreichen? Schreib’ uns doch: info@belowpar.de. Wir haben für Feedback und Anregungen jederzeit ein offenes Ohr!