Selbstorganisation auf der Tour
Selbstorganisation bedeutet so zu lernen, wie früher als Kind — nicht einem Ideal zu folgen, das sich im Laufe der Zeit eventuell sogar wieder ändern kann. Kein Kind lernt das Essen mit der Gabel, indem es sich auf die Geschwindigkeit, den Winkel des Ellenbogens, die verschiedenen Kräfte, die auf die Hand einwirken und die Spannung in den Muskeln konzentriert. Jedes Kind lernt das Essen mit der Gabel, indem es einfach mal ausprobiert und dann schaut, wie nah dran der Versuch am gewünschten Ergebnis war. Der menschliche Körper ist unheimlich effektiv, wenn es darum geht, sich anzupassen und Lösungen für allerlei komplexe Herausforderungen zu finden.Wenn wir uns die Schwünge der derzeit besten Spieler und Spielerinnen anschauen, fällt uns schnell auf, dass alle ihren individuellen Weg gefunden haben, genau das zu tun. Alle spielen niedrige Ergebnisse auf verdammt schweren Golfplätzen, doch alle bewegen den Schläger unterschiedlich. Das WAS ist bei allen gleich, das WIE ist vom einen zum anderen unterschiedlich.
Fähigkeiten statt Technik entwickeln
Damit unterscheidet sich der Golfsport stark von den meisten Dingen, die wir bislang gelernt und getan haben. Nehmen wir unsere ersten Lebensjahre beispielsweise. Wir alle haben Laufen und Lesen gelernt. Laufen und Lesen sind zwei relativ binäre Fähigkeiten: Entweder wir können es oder wir können es nicht. Gleiches gilt für das Autofahren. Entweder wir können es oder wir können es nicht. Und um es zu können, sollten wir das tun, was alle anderen auch tun: Die rechte Hand schaltet, der rechte Fuß bremst und gibt Gas, der linke Fuß drückt die Kupplung.Golf ist, wie die meisten Sportarten, anders. Golf ist ein Spiel, das nicht gemeistert werden kann. Die Möglichkeiten nach oben sind unbegrenzt. Es gibt kein Limit in Bezug auf wie gut wir werden oder spielen können. Und trotzdem behandeln wir den Golfsport, als gäbe es ein richtig oder falsch.